Baut Reich für Reich bald die Luisenhöfe?

In Aachen wird gebaut wie nie zuvor. Jedenfalls habe ich einen derartigen Bauboom noch nie erlebt. Aber werden auch die richtigen Wohnungen gebaut? Bei einer Wohnanlage, die jetzt erst geplant wird, ist noch alles offen. Da könnte die Politik noch Einfluss nehmen. Gemeint sind: die Luisenhöfe.

„Nachverdichtung“ ist das Wort der Stunde. Investoren finden immer mehr Freiflächen und Brachen, verwilderte Wiesen und großzügig angelegte Hinterhöfe (z. B. Franzstraße, An den Frauenbrüdern, Beverstraße usw), die als Baufläche ins Gespräch kommen. Dabei wird auch oft sehr dicht gebaut, „Nachverdichtung“ ist wirklich wörtlich zu verstehen.

Beim Nachverdichten ist zu beobachten, dass im Grunde gilt: „Reich baut für Reich“. Wohnungen in jetzt erst halbfertigen Wohnanlagen werden im Internet zum Verkauf angeboten, die Preise sind einsehbar, sie sind gesalzen. Das kann sich Otto Normalverdiener gar nicht leisten.

Heute geht es mir um den Blockinnenbereich Boxgraben / Südstraße / Reumontstraße / Mariabrunnstraße. Zwei Investoren haben das Areal gekauft und Bebauungspläne vorgelegt. Erster Eindruck: alles sehr dicht zugebaut (es gibt aber mehrere Varianten). Und – wie erwähnt – es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Ganz wichtig: Die Anwohner wollen gern ein Wörtchen mitreden! Einer von ihnen ist vom Fach und hat sich an www.unserac.de gewandt. Er sollte größtmögliche Beachtung finden.

Der Anwohner schreibt: „Insgesamt ist ein Zubau von schätzungsweise 15 000 m² Wohn- und Nutzfläche geplant. Dies bedeutet, dass mit Verkehrsflächen, technischen Flächen und Konstruktionsflächen bei einer optimalen Ausführung Flächen von ca. 27 000 m² entstehen werden. Dies ist die Fläche von ca. 3 Fußballfeldern, wenn auch gestapelt.“

Und weiter heiß es in dem Text: Für jede Wohnung müsse ein Stellplatz nachgewiesen werden. Der Anwohner schließt, dass über einen Zubau von 120 bis 130 Stellplätzen nachgedacht werde. Und von der Bebauung des ehemaligen Fabrikgeländes bleibe fast nicht mehr übrig. „Sogar der Uhrenturm soll abgerissen werden.“

Alles liest sich ziemlich dramatisch, wobei man natürlich auch die Investoren befragen muss und wobei außerdem klar ist, dass der Investor auf seinen Schnitt kommen muss. Niemand will generell die Bebauung verhindern. Aber ob wirklich alle Gebäude 5- bis 6-geschossig ausgeführt werden sollten, wage ich doch zu bezweifeln.

Wo sich einmal die Luisenhöfe befinden sollen, gibt es natürlich jetzt noch richtig viel Grün (einzigartig in Aachen) und einen wunderbaren alten Baumbestand. Verdichtung der Innenstädte ist gut und schön, schließlich soll Aachen an den Rändern nicht unendlich ausfransen, z. B. in Richtung Eifel. Verdichtung um jeden Preis ist jedoch abzulehnen, Flächen für Mensch und Tier müssen innerhalb der Stadt freigehalten werden. Grüne Dächer sind kein adäquater Ersatz.

Ein Kindergarten ist geplant. Braucht das Viertel einen Kindergarten? Es gibt Zweifel. Zudem – so lässt der Name Luisenhöfe vermuten – werden die zukünftigen Bewohner sicher nicht die Menschen sein, die dringend Wohnraum benötigen. Investoren machen ihre Berechnungen, bevor sie investieren, klar. Aber gibt es in Aachen wirklich so viele Leute, die 1400 Euro Miete oder 400.000 Euro für eine Wohnung hinlegen können? Oder sollen die noch kommen?

Wer Bebauungspläne aufstellt, darf nicht kurz- und mittelfristige denken. Bauen ist eine langfristige Sache. Die Anwohner müssten sich dringend treffen und absprechen, die Stadtverwaltung müsste sie beraten und die Politik sollte nicht nur jubeln, wenn wieder ein Investor um die Ecke kommt und Wohnungen schaffen will. Die Politik sollte Vorgaben machen und bestimmen, was wo gebaut wird und was nicht.

Zum Weiterlesen hier alles sehr schön geschildert: http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/aachen/neues-wohnquartier-planer-nehmen-innenbloecke-ins-visier-1.1522584

Hier sieht man nach einigem Suchen das Gelände http://www.landmarke-magazin.de/fileadmin/Ausgaben-Landmarke-Magazin/16/160921-Landmarke%2016-RZ.pdf

Fotos vom Gelände werde ich noch machen und dann berichten, wie sich die Angelegenheit entwickelt.

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2 Antworten zu Baut Reich für Reich bald die Luisenhöfe?

  1. Pingback: Nachverdichtung an den Türmen | Aachen. Kommentierte Infos.

  2. Ingrid schreibt:

    Als Anwohnerin der Mariabrunnstraße will ich unbedingt mitreden. Was wird denn in Aachen im Augenblick so gebaut? Hotels, Hotels und nochmals Hotels und wenn es kein Hotel ist, dann Wohnungen für Wohlhabende und Reiche, als Beispiel diene der Neubau auf dem ehemaligen Gelände des Grevenstein-Restaurants. Wie in vielen anderen Städten in NRW gibt es viel zuwenig Wohnraum für „Normalos“ und weniger gut Verdienende, aber viele Häuser, die leer stehen, oder wo nur eine Partei, nämlich der Eigentümer, wohnt. Am Ungarnplatz sind es gleich zwei Häuser. Hat sich die Stadt jemals Mühe gemacht, diese Leerstände zu erfassen und wieder auf den Markt zu bringen? Ich bin sehr überzeugt, dass sich das lohnen würde. Und wenn schon gebaut werden soll, dann doch bitte für die Menschen, die günstigen Wohnraum brauchen. Ausserdem gibt es auf der Fläche der „Luisenhöfe“ Fledermäuse und eine recht vielfältige Vogelwelt: Buntspechte, Rotkehlchen, Gartenbaumläufer, verschiedene Meisenarten, Amseln, Buch- und Diestelfinken. Auch ihren Lebensraum gilt es zu schützen. Ich hoffe sehr, dass wir AnwohnerInnen Gehör finden und an der Gestaltung adäquat beteiligt werden!

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