Impfgegner wieder auf der Straße

Ich finde es übrigens nicht in Ordnung, dass im TV dauernd in Nahaufnahme Spritzen gezeigt werden, die in Oberarme stechen. Wer da schon ein bißchen Angst hat, dem wird vollends bang. Es sieht aus, als hätten die Ärzt*innen wahre MONSTERSPRITZEN am Start. Das ist aber Quatsch, es ergibt sich ein falsches Bild. Liebe TV-Kameraleute, filmt die Spitzen nicht extra monströs. Liebe Redakteur*innen, nehmt solche Bilder nicht.

Sie zweifeln am Nutzen der Corona-Maßnahmen. Insbesondere eine Impfpflicht halten sie für falsch: Demonstrantinnen und Demonstranten, die am gestrigen Samstag zu Hunderten durch Aachen zogen.

Wie angekündigt (sorry, wenn ich mit diesem Bericht langweile): Sie waren wieder da, diesen Samstag weit mehr Menschen als letzten Samstag. Schätzungsweise rund 1000 Personen (auch Kinder) demonstrierten gegen eine Impfpflicht, aber auch gegen die Corona-Maßnahmen allgemein. So gut wie ALLE ohne Abstand und ohne Masken.

Vom Kurpark in der Monheimsallee aus zogen sie – betont langsam – an Bushof und Elisenbrunnen vorbei bis zur Franzstraße. Sie sehen die Grundrechte in Gefahr, leugnen allerdings nicht, dass es das Corona-Virus überhaupt gibt. Sie halten es aber für nicht gefährlich, und die Zahl der an und mit diesem Virus gestorbenen nannte ein Sprecher „niedrig“ und „absolut nicht viele“ in Relation zur StädteRegion, die über 500.000 Menschen umfasse. Die Impfstoffe hätten allemal Nebenwirkungen und seien ansonsten wenig wirksam, und von einer Überlastung des Gesundheitssystems können keine Rede sein.

Es scheint sich um Menschen zu handeln, die in einer anderen Realität, in einer anderen Wirklichkeit leben. Impfgegner und Impf-Befürworter halten jede/r ihre eigene Wirklichkeit für die einzig wahre und verachten die anderen. Im Grunde ein interessantes Phänomen. Zwei konkurrierende Wirklichkeiten prallen aufeinander. Passanten am Rande der Demo riefen „halts Maul, verpiss dich“, einige schüttelten fassungslos den Kopf, die meisten staunten nur, wie man so hart auf dem Holzweg unterwegs sein kann. (s. bzw. höre: Meine Wahrheit, deine Wahrheit)

In NRW sind mittlerweile 83,8 Prozent aller Menschen über 18 Jahre doppelt geimpft. Wenn man sieht, wie schnell die Termine vergeben waren, die für den Kinderimpfstoff reserviert wurden, dann weiß man gleich, dass die Impfgegner in der Minderzahl sind. Allerdings werden es mehr, die sich auf die Straße begeben. Kein Wunder: Es ist enorm sinnstiftend, mit anderen Menschen für ein Ziel zu kämpfen. Das kann für Leute, die seit Jahren und Jahrzehnten nichts für ihr Leben erwarten, die das System hassen, sich immer vergessen und krass benachteiligt fühlen (sozial abgehängt) ein wirklich gutes Gefühl sein. Endlich können sie ihrem Frust Ausdruck verleihen, Beachtung finden und etwas bewirken (zumindest, dass über sie geredet wird).

Einzige mich interessierende Frage: Wer sind diese Menschen genau? Alter? Bildungsstand? Einkommen? Mehr aus ländlichen Gegenden (Eifel) oder mehr aus Aachen, aus welchem Stadtviertel? Schon immer wütend oder soziologisch eher zur Gruppe der „Unsichtbaren“ gehörende Menschen? Rational oder eher Heilpraktiker-Fans? Freunde der Schulmedizin oder Freunde von Heilung durch Klangschalen, Bachblüten, Globuli-Kügelchen usw?

Leider weiß man nichts Genaues. Es gab übrigens – an den Plakaten erkennbar – Ultrarechte („Die Basis“) und auch linke Teilnehmer*innen (rote Fahne). Wie auch immer, sie blieben friedlich und die Polizei machte sich mit ihnen wenig Arbeit.

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Interessantes Interview mit Christian Drosten

Christian Drosten empfindet sich als „Ware, die von den Medien zu Geld gemacht wird“, sagt er im „Pandemia“-Podcast. Er trete absichtlich vorrangig bei ARD und ZDF auf. Privatmedien gebe er nur Interviews, wenn sie nicht hinter der Bezahlschranke landen. viertausendhertz.de (27-Min-Audio)

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Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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Eine Antwort zu Impfgegner wieder auf der Straße

  1. Uschi Ronnenberg schreibt:

    Einfach kein Publikum mehr sein – nicht am Straßenrand (egal, wie sehr kopfschüttelnd) und nicht als Presse…

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