
Die Zahl 38.185 wird in die Geschichte der Stadt eingehen. 38.185 Unterschriften waren es, die der Stadtverwaltung Aachen zur Prüfung bei Deutschlands erfolgreichstem Radentscheid vorgelegt wurden. „Die Zahl 38.185“, so lautet auch der Titel des neuen Buches von Bernd Müllender. Untertitel: „Ein Fahrrad-Roman aus der Autostadt Aachen“.
Der Autor (geb. 1956) ist seit Jahr und Tag bekannt als feinsinniger Chronist aus der Grenzregion. Er kennt sich in den Untiefen der Aachener Kommunalpolitik aus, schreibt mit Humor und spitzer Feder. Er ist Verfasser mehrerer Bücher, Mitarbeiter von Tageszeitung (TAZ), WDR und diverser anderer Medien. Und er ist passionierter Fahrradfahrer, der auch den Gang vor die Gerichte nicht scheut.
Während des Lockdown – so erzählte er kürzlich bei einer ziemlich unterhaltsamen Lesung in der Buchhandlung Backhaus – habe er das Buch verfasst. Es handelt vom Radentscheid, von seinen Gegnern und von denen, die ihn unterschrieben haben, von denen, die ihn eigentlich umsetzen müssten und von der Zukunft. Da fehlt es dem Autor nicht an originellen Einfällen.
Er habe „die Ereignisse wirklichkeitsnah weitergedacht“, erfahren wir und müssen schon nach dem Lesen der ersten Seiten lachen. Ja, so geht es zu im Streit zwischen fanatischen Autofans und Radenthusiasten. Müllender schildert Gespräche (auch die in der Stadtverwaltung) als sei er selbst dabei gewesen. Dabei merkt man schnell, auf welcher Seite der Autor steht – auf der Seite der Radfahrer*innen, die uns Leser*innen auch gern mal belehren, nicht auf der Seite der Fahrradhasser, die tüchtig durch den Kakao gezogen werden.
Langsam, ganz langsam geht es voran mit der Umsetzung des Radentscheids. Sehr langsam kommt in dem Buch auch eine Liebesgeschichte vom Fleck. Der leidenschaftliche Biker Damian und die Sportwagenfahrerin Ariane mögen sich sehr, kommen aber auf 332 (!) Seiten irgendwie nicht zusammen. Am Schluss aber wohl, das darf man bestimmt verraten.
Einige bedeutende Aachener werden namentlich erwähnt, die Oberbürgermeisterin natürlich und die Baudezernentin, die Namen vieler anderer sind erfunden, Ähnlichkeiten sind bestimmt nur Zufall. Wenn man sich in der Kommunalpolitik auskennt, kommen einem allerdings einige Herrschaften SEHR bekannt vor. Die Ansichten etlicher Leserbriefschreiber*innen finden sich wieder in dem Buch, und all die Zwergen-Aufstände in Hartmannstraße, Lütticher Straße, Lintertstraße usw. Sie werden mit Humor geschildert.
Die TAZ hat aus dem Fahrrad-Roman („Geschichten aus der Verkehrswende“) von Bernd Müllender schon heftig zitiert, hier nachzulesen. Das Buch hat 332 Seiten, kostet 15 Euro und ist im Eifeler Literaturverlag (Verlagsgruppe Mainz) erschienen.