Ihre Botschaft: Wissenschaftskommunikation muss Pflichtfach für Wissenschaftler werden. Ihr Verdienst: schwierige Themen Politikern und einer breiten Gesellschaft sehr gut erklärt.
Politik ohne Wissenschaft ist Mist
- In Aachen hat sie an der RWTH Chemie studiert und dort promoviert. Wo genau, das wurde der Festgemeinde in einem kleinen Film gezeigt.
- Mai Thi und Laudator Ranga Yogeshwar, der übrigens zwei bizarre Offene Briefe zum Russland/Ukraine-Krieg unterzeichnete, sprachen sich für eine Art „Pflichtfach Wissenschaftskommunikation“ aus.
- Rund 200 „Freunde der Sonne“ gratulierten mit Standing Ovations und speisten danach Häppchen mit und ohne Fleisch.
- Wenn immer gefragt wird: „Wie politisch darf Wissenschaft sein?“, kann man zurückfragen: „Wie unwissenschaftlich darf Politik sein?“ (Mai-Thi Nguyen-Kim im Aachener Rathaus)
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Wer mehr Zeit zum Lesen hat, hier weiter:
Zur Verleihung des Aachener Ingenieurpreises an Youtuberin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim bemühte sich auch die neue NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, Ina Brandes (CDU), nach Aachen. Sie erwähnte das wohl berühmtestes Video von Mai Thi und berichtete, wie es ihr geholfen habe, die von der Pandemie dominierte Situation im April 2020 richtig einzuschätzen. Zu einem Zeitpunkt als jeder nur dachte: Was bedeutet das alles, und wann ist der Mist endlich vorbei?
Dann sprach sie über die Schwierigkeit heutzutage zu erkennen, was eigentlich die Realität ist, was trifft zu und was nicht, was sind die Fakten und was sind FakeNews/Erzählungen und Verschwörungen? Die Politik müsse – bevor sie handelt – erkennen, was wirklich der Fall ist, was ist die Realität. Das sei heutzutage nicht leicht.
Der Fachkräftemangel sei – als Beispiel – ein ganz reelles Problem, von dem manche meinen, es gebe ihn gar nicht. Dabei „haben wir so wenig Menschen, dass wir in 20 Jahren die Handlungsfähigkeit dieses Staates verlieren“. Die Klimakatastrophe und der demographische Wandel . . . auch das seien Realitäten, von denen immer wieder behauptet werde, es gebe sie gar nicht. Insofern dankte sie Mai Thi Nguyen-Kim, weil es mit ihr möglich sei zu erkennen, was FakeNews sind und was nicht.
Nächster Redner war Ranga Yogeshwar. Sein Thema war das Misstrauen, das viele Menschen der Wissenschaft entgegenbringen. Sie trauen der Wissenschaft nicht, lassen sich nicht impfen. Sie meinen, die Wissenschaft müsse auch bei komplett neu auftretenden Problemen sofort klar sagen: Das eine ist zu tun und das andere nicht.
Dann erwähnte er Berater, die Scharlatane seien, mit Titeln und Veröffentlichungen und guten Plätzen auf Bestsellerlisten. Wobei Laien nicht mehr erkennen könnten, was wissenschaftlich sauber sei und was pseudowissenschaftliche Fassade. Er wusste zudem, dass Mai Thi einen hohen Preis zahlt für all die Anerkennung und Berühmtheit. „Sie zieht den Groll auf sich von denen, die nicht an Wissenschaft glauben, sondern obskuren Glaubenssätzen folgen.“ Mai Thi bekomme unzählige Hass-Mails und müsse mit Diffamierungen leben.
In Aachen werde sie für verständliche Vermittlung von Wissenschaft geehrt. Diese Vermittlungs-Kompetenz habe sie sich selber beigebracht, im Studium habe sie diesbezüglich keine Unterstützung bekommen. Es sei aber nötig, dass in Zukunft Wissensvermittlung zum Studium dazugehöre. Man müsse lernen, sich von der Insidersprache, vom Fachjargon, von den Fachtermini und der Geheimsprache zu lösen. (s. hier)
Preisträgerin Mai Thi sprach zum Schluss. Sie stellte sich selbst vor, indem sie Anekdoten aus ihrem Leben erzählte. Auch ihr Vater hat übrigens einst in Aachen Chemie studiert. Ihr Thema war gestern die Informationskrise. Eine Krise sei das, die JEDE andere Krise um ein Vielfaches verstärke. Sie bedauerte, das die Vertreter von Verschwörungserzählungen „in jede Talkshow“ eingeladen werden. Das lasse sich aber nicht ändern, denn Verschwörungserzählungen erregten sehr viel mehr Aufmerksamkeit, bekommen viele Klicks. Das Zugespitzte, das schwarz/weiß Gemalte und Aufregende werde der korrekten Information vorgezogen.
Auch sie mahnte und benannte ein Lücke in der Ausbildung der Wissenschaftler, die den Bereich der Kommunikation betreffe. RWTH-Rektor Professor Dr. Ulrich Rüdiger wird es gehört haben. Könnte sein, dass er entsprechend reagiert.
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