Wohin mit all den Flüchtlingen? An die 2000 könnten es Ende dieses Jahres sein. Und wie viele werden 2016 kommen? Wo in Aachen sollen diese Menschen wohnen? In Containern, neuerdings Wohnmodule genannt, die drei Etagen hoch gestapelt werden? Etwas außerhalb von Aachen, auf einem Sportplatz beispielsweise? Oder doch lieber citynah und in Gebäuden aus Beton und Stein?
Dieser Tage habe ich mir (freundlich unterstützt von n.n.) ein Kloster
angesehen, leider nur von außen. Es ist eine große Anlage mit vielen Räumen und einem Garten. Alle Türen waren gut verschlossen, aufs Klingeln hat niemand reagiert. Das Gebäude befindet sich in der Lousbergstraße und macht einen guten Eindruck: Eben weil niemand eindringen konnte, sind offenbar auch alle Leitungen und Rohre noch in den Wänden und sanitäre Anlagen nicht herausgerissen. Keine einzige Scheibe war eingeschlagen, keine Türe eingedrückt, keine Gardine runtergerissen, keine Dachziegel fehlte – wie sollte es auch?
Allerdings ist dort definitiv seit langem niemand mehr ein- und ausgegangen. Das zeigte der Bewuchs mit Grünzeug.
Dieses Kloster (der Karmelitinnen) könnte die Stadtverwaltung möglicherweise beschlagnahmen und für Flüchtlinge herrichten lassen. Ein entsprechender Antrag (der Piratenpartei) richtete sich jedenfalls an den Aachener Oberbürgermeister. Der Antrag wurde aber gar nicht diskutiert und über ihn auch nicht abgestimmt, und ich versteh bis heute nicht, warum.
Hätte der Rat der Stadt diesen Antrag diskutiert und dann abgelehnt, so könnte er sich mit der nächsten guten Idee befassen: Errichtung von Wohnraum auf dem Aachener Blücherplatz. Gedacht ist jetzt nicht an Gebäude mit Kellern oder Garagen und allem Komfort, sondern an preiswerte Leichtbauweise, an Häuser, die in neun Monaten hochgezogen werden und in vielleicht zehn Jahren einfach wieder abgetragen werden können. Die Stadtverwaltung selbst fand den Blücherplatz in ihrem Konzept „Aachen Strategie Wohnen 2020“ schon geeignet und hat ihn zum Bebauen vorgeschlagen (Achtung: pdf, s. Seite 64). Auch damit befasste sich die Politik, obwohl ein entsprechender Piraten-Antrag vorlag, nicht. Ebenso erging es folgenden Anträgen: 1. Entwicklung der Kirche St.
Elisabeth, insbesondere der Nebengebäude (wird alles nicht mehr genutzt und steht zum Verkauf) für die Flüchtlingsunterbringung. 2. Nutzung des Depot Talstraße für die Flüchtlingsunterbringung. Für das Depot, das zur Zeit hergerichtet wird, gibt es noch keinen einzigen Mieter. Sollte das so bleiben, dann . . . 3. Entwicklung des etwa zur Hälfte leerstehenden Schulgebäudes in der Eintrachtstraße und Bebauung eines direkt daneben befindlichen Grundstücks mit einfachem Wohnungsbau. 4. Entwicklung des Grundstücks Münsterstraße/rückseitig Vennbahnweg für Flüchtlingsunterkünfte. Weitere Vorschläge gibt es, die erspare ich mir.
Ich finde es ärgerlich, wenn man sich statt mit dem Finden von Wohnraum für Flüchtlinge mit dem Schreiben von Beschwerdebriefen befassen muss, weil man nicht versteht, bzw. nicht schlüssig erklärt bekommt, warum sieben bis acht Anträge einfach nicht behandelt werden.
Zu dem Karmelitinnen-Kloster bleibt zu sagen, dass höchstwahrscheinlich Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff oder das Bistum Aachen nicht befugt sind, eine Nutzung zu erlauben oder zu versagen. Die Klöster sind quasi Privateigentum des jeweiligen Ordens, und die „Chefs“ sitzen meistens in Rom. Denen kann keiner reinreden.
Man kann mit diesen Personen aber per Mail Kontakt aufnehmen wie ich es – nebenbei gesagt – vor Jahren mal getan habe, als es um ein Karmelitinnen-Kloster in Zweifall (Stolberg) ging. Das Kloster sollte geschlossen werden, die Nonnen weigerten sich auszuziehen, und als sie weggebracht werden sollten, da haben die Nonnen die Polizei gerufen. Die Polizei hat den Nonnen prompt geholfen, und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute in dem Kloster und finanzieren sich mit dem Backen von Hostien.
Unten noch ein Foto aus Aachen.
Das Kloster in der Lousbergstrasse ist 2009 verkauft worden. Gekauft hat es das Petruswerk-Katholische Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft in Berlin. Dieses Unternehmen ist inzwischen in eine größere Berliner Wohnungsbaugesellschaft namens Avila-Gruppe integriert worden, der Eigentümer ist aber der gleiche (Dr.Douglas Fernando). Motto der Firma: Unser Maßstab ist der Mensch! Dabei denken sie offenbar aber nicht an Flüchtlinge. Das Kloster steht seit 2009 leer, ob die Stadt es für Flüchtlingsunterbringung beschlagnahmen könnte? 2012 gab es mal eine Planung der o.a. Firma, das Kloster in Wohnungen umzubauen. Aber es tut sich nichts.
K. Dannert
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