LVR-Kulturkonferenz: Mit der Themenwahl ins Schwarze getroffen

„Wohin geht die Reise? – Kulturtourismus in Zeiten von Corona“, so lautete der Titel einer zweitägigen Veranstaltung, die kürzlich komplett digital stattfand. Eingeladen hatte der Landschaftsverband Rheinland (LVR), und es war für jemand, der/die sich für Kultur und das Reisen (beides in der gegenwärtigen Krise extrem eingeschränkt) sehr interessiert ein außerordentlich lehrreiches LVR-Angebot.

Es gab ein Dutzend teils hochkarätige Referenten. Die einen gingen das Thema eher theoretisch/wissenschaftlich an, die anderen berichteten aus der Praxis.

Es gab zur Erführung ein Vorgespräch mit klugen Diskutanten. Das kann man hier hoffentlich noch ein Weile anhören und -sehen.

Über 260 Personen aus Kunst- und Kultur, Tourismus sowie Kulturverwaltung und -politik sollen es gewesen sein, die an der Kulturkonferenz teilgenommen haben. Das teilt die Pressestelle des LVR mit. Beleuchtet wurden die Trends und Krisen des Kulturtourismus, es wurden Methoden der Zielgruppendefinition und neue Erlebnis-Formate vorgestellt.

Der LVR kann mit der ersten digitalen LVR-Kulturkonferenz sehr zufrieden sein, das neue Veranstaltungsformat wurde gut genutzt. Mit der Themenwahl hatte Kulturdezernentin Milena Karabaic ins Schwarze getroffen.

In den Gesprächen und den Vorträgen wurde deutlich, wie stark sich derzeit alles im Umbruch befindet. Durch die gegenwärtige Situation werden wir gezwungen, vieles auf den Prüfstand zu stellen, Trends und Probleme im Kulturtourismus sind durch Corona wie im Brennglas überdeutlich sichtbar geworden.

Die Antwort auf die Frage „Kulturland. Rheinland. Wohin geht die Reise?“ lautet übrigens: „Vor die eigene Tür“. Das Exotische liegt heute offenbar nahe. Noch in keinem Jahrhundert seien Menschen so viel gereist, bilanzierte Karabaic. Aber: Die Sehnsucht nach der wahren, authentischen Entdeckung in der Nähe sei heute größer denn je.

Es wurden bei der Konferenz auch Fragen zur passenden Ansprache der Besucher und Besucherinnen und zu neuen Konzepten in der Corona-Krise diskutiert. Hier erhielten die Teilnehmer*innen unter der Überschrift „Fokus Kulturtourismus: Wandel, Trends und Krisen“ von Matthias Burzinski, Tourismus-Manager, verschiedene Perspektiven zur Tourismus- und Kulturbranche, die sich bereits auf die neue Situation eingestellt hat. Laut Prof. Dr. Edgar Kreilkamp, Lehrstuhl für Tourismusmanagement an der Leuphana Universität Lüneburg, sind konkret Tendenzen zum nachhaltigen Tourismus zu beobachten, die in neuen touristischen Aktivitäten und dem Urlaub vor der eigenen Haustür besonders sichtbar werden. 

In der Kurzumfrage „Zielgruppe Kultur: wer, wo und wie?“ befragte Dr. Yvonne Pröbstle, Kulturmanagerin, die Teilnehmer*innen zum Wachstumspotenzial verschiedener Typen von Kulturtouristinnen und -touristen. Es zeigte sich, dass alle besonders viel Potenzial in der Zielgruppe der „aufgeschlossenen Entdecker“ sehen. Hierunter versteht man Personen, die sich für sogenannte Geheimtipps interessieren und sich selbst nicht als Touristen sehen. Eine gute Ansprache gelingt hier über Influencer und Social Media-Aktive vor Ort.

Ein neues App-Projekt „RheijnLand.Xperiences“ stellte Marianne Hilke vom LVR-Archäologischer Park Xanten unter „Kultur erleben: zuhause, digital und anderswo“ vor. Sofias Smuggling ist ein interaktives und niederschwelliges Spiel für Museumsgäste, das Aspekte der Gamifizierung und des Storytellings miteinander verbindet. Dass ein solches Format animierend sein kann, liegt laut Dr. Katja Drews, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zukunftszentrum Holzminden-Höxter, auch daran, dass weniger kulturaffine Menschen gerade auf Reisen in der Rolle der Touristinnen und Touristen eher bereit sind, kulturelle Themen anzugehen. 

Die Vor- und Nachteile von Themenjahren wurden in „Smarte Allianzen: Kooperationen, Netzwerke und Verbünde“ von Prof. Dr. Thomas Schleper, LVR-Kulturverwaltung und Claudia Hessel, Gründungsmitglied und Vorstand der Kölner Offenbach-Gesellschaft, in den Blick genommen. Das Offenbach-Jahr 2019 und das Bauhaus-Jubiläum 2019 zeigten die Potenziale und Chancen für Kulturinstitutionen auf. Diese liegen vor allem in den Synergieeffekten, der Nachhaltigkeit und der Chance, bislang unbekanntere Themen zu platzieren.

Ausgewählte Inhalte der LVR-Kulturkonferenz stehen Online zur Verfügung.

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Seit 2013 bietet der LVR mit dieser vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des NRW geförderten Veranstaltung die Chance zur Vernetzung, Kommunikation und Fortbildung im Rheinland. Die nächste Konferenz ist für den Sommer 2021 geplant.

Über AachenNews.org

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