Gibt es jetzt einen Atomkrieg ja oder nein? Spoiler: Nein

Viele Leserinnen und Leser beschäftigt gerade sehr die nicht ganz uninteressante Frage: Gibt es jetzt einen Atomkrieg oder nicht? – Nach über 20 Jahren unverdrossen freundlichem Auftreten der bundesrepublikanischen Politik gegenüber Russland bedroht uns jetzt Putin mit einem Atomschlag. Hallo? Gehts noch?

Am morgigen Sonntag (8. Mai) kommt Außenministerin Annalen Baerbock (Grüne) nach Aachen. Wenn nichts dazwischen kommt, ist sie von 13 bis 14 Uhr auf den Katschhof, und vielleicht gibt es ja von ihr zu der Angelegenheit ein paar Sätze. Würden wir jedenfalls gern anhören, ist aber eine Wahlveranstaltung, mal sehen.

Einige Reporter hat zuletzt die Nachricht erschreckt, dass die russische Armee in Kaliningrad (wo war das noch mal? Ach ja, an der Ostsee.) Angriffe mit Atomwaffen-fähigen Raketen geübt haben soll. Das geschieht routinemäßig zweimal im Jahr. Erstaunlicherweise hat uns bei AachenNews die Nachricht nicht beunruhigt. Jedenfalls nicht mehr als alles andere, was mit dem Krieg der Russen gegen die Ukraine zu tun hat. Wir nehmen nicht an, dass Putin einen Atomkrieg beginnen wird.

Manche meinen tatsächlich schreiben zu müssen, dass Putin so verrückt ist, auf den Roten Knopf zu drücken. Sie erzeugen damit sofort Angst und Aufregung, sie missverstehen eine Drohgebärde, die Putin zeigt, weil er längst kapiert hat, dass sein Krieg nicht so erfolgreich verläuft wie er sich das vorgestellt hatte. Mit solchen Drohgebärden will Putin die westliche Welt erreichen und Angst verbreiten. Er will, dass über einen Atomkrieg geschrieben und geredet wird, wie man das hierzulande ja ohne Ende tun darf, wenn man will.

Putin will damit am Ende erreichen, dass die Menschen in der Ukraine keine Hilfe mehr bekommen, dass keine Waffen mehr geschickt werden. Dabei haben die Leute, die Putins Drohungen so krass missdeuten und sie nicht als bloße Drohungen erkennen können, das Konzept Abschreckung nicht verstanden. In der NATO haben drei Staaten Nuklearwaffen. Der Einsatz von russischen Nuklearwaffen ist insofern sehr, sehr unwahrscheinlich. Außer den drei Staaten mit Nuklearwaffen gibt es in der NATO noch fünf Staaten, die ebenfalls nuklearwaffenfähig sind. Nicht zuletzt hat die Bundesrepublik wissen lassen, sie werde nuklearwaffenfähige Fahrzeuge kaufen. Das sind alles krasse Signale in Richtung Putin, die wir richtig und wichtig finden und die auch Putin versteht. 

Putin ist übrigens weder verrückt noch ein Selbstmörder. (Falls verrückt, dann werden ihn im entscheidenden Moment hoffentlich Leute in seiner Umgebung bremsen.) Putin ist ganz offensichtlich auch kein Selbstmörder, er setzt sich aus Angst vor Corona an einen 6 Meter langen Tisch um von einem eventuell infizierten Gesprächspartner nicht angesteckt zu werden. Putin will nicht nur nicht sterben, er will noch nicht mal krank werden. Und er weiß, was auf ihn und sein Land niederregnet, falls er eskaliert. 

Abschreckung ist das Gebot der Stunde. Nach dem Überfall am 24. Februar muss abgeschreckt werden auf Teufel komm raus. Dazu müssen alle Staaten noch mehr krasse Signale aussenden. Damit Putin absolut klar wird, auch wir drohen jetzt ernsthaft und sagen dir außerdem: So einen Überfall wirst du nie mehr machen können. 

Was komplett falsch wäre ist, jetzt schon Signale der Kooperation auszusenden. Jetzt schon mitzuteilen: Ja, wir werden eines Tages wieder an deinen langen Tisch gekrabbelt kommen und dein Öl und Gas wieder kaufen. Wir haben nämlich wegen deiner Drohungen so viel Angst, dass wir dir die Ukraine zum Ausrauben mal lieber überlassen. Und danach natürlich auch noch gerne Moldau und andere Länder, denn das halten wir für „verantwortungsvolle Politik“.

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Kommentar von Wladimir Kaminer, deutsch-russischer Schriftsteller:

Eine Zitterziege wie Deutschland eignet sich für Putin perfekt als Nachtisch.“

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UPDATE: Annalena Baerbock hat sich und ihre Haltung hinsichtlich Krieg in der Ukraine in Aachen sehr gut erklären können. Sie erhielt viel Beifall. Die Menschen, die man von früheren Anti-Impf-Demos kennt, waren allerdings auch da, brüllten gelegentlich „Kriegstreiber“ (womit sie komischerweise nicht Putin meinten) und störten im Großen und Ganzen nicht besonders.

Sie kam von einem Termin in Vogelsang (Eifel) direkt nach Aachen und mischte sich zunächst unter das Publikum: Außenministerin Annalena Baerbock (links, sitzend).

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