Autobahnlärm zerfetzt die Nerven der Menschen in Driescher Hof

Selten so leer: Die Autobahn, die den Menschen vom Driescher Hof in Aachen das Leben schwer macht.  Dort hat eine IG Lärmschutzwand 600 Unterschriften gesammelt.      Foto: Archiv

Eine reichlich verzwickte Angelegenheit galt es jüngst im Bürgerforum zu behandeln. Obwohl: Eigentlich ist alles gar nicht so kompliziert. Menschen, die in einem Viertel von Aachen wohnen beschweren sich seit Jahren über immer mehr Lärm von der nahen Autobahn (A44) her. Sie hätten ihre 2 Meter hohe Schallschutzwand gern auf 4 Meter Höhe gebaut.

Knapp 100 Männer und Frauen fanden sich ein, um dem Bürgerforum ihr Leid zu klagen. Und weil es unter Piraten zunächst geheißen hatte: „Da kann es doch gar nicht laut sein!!!“ bin ich eigens dorthin gefahren, aus dem Auto gestiegen und konnte 20 Minuten lang nicht anders als mich wundern und immerzu zu

Eine Alternative zum Auto: die Bahn. Sie ist leider meistens unpünktlich und fährt manchmal gar nicht.

denken: „Was für eine beschissene Wohngegend, was für eine abartige Geräuschkulisse, im Garten zu sitzen das ist ja hier total unmöglich.“

Bauen müsste die neue, 4 Meter hohe Schallschutzwand der Landesbetrieb NRW, der bei der Versammlung in Aachen mit gleich zwei sachkundigen Damen dabei war. Bezahlen müsste die Schallschutzwand das Bundesministerium für Verkehr, also der Bund.

2013 waren – nach Lärmanalyse – die zuständigen Stellen eindeutig der Ansicht: Es muss eine neue, 4 Meter hohe Schutzwand gebaut werden, um die Anwohner von der Geißel Lärm zu befreien. Alles schien in trockenen Tüchern, da erfuhren die Anwohner im Frühjahr 2018 durch Zufall, dass die Mauer eben doch NICHT gebaut wird. Das Ministerium in Berlin fand auf einmal lärmmindernden Asphalt für die A44 ausreichend.

Die Anzahl der Lkw, die über die Autobahn brettern, ist in den letzten Jahren gestiegen. Die Abgase dieser Wagen legen sich auf die benachbarten Häuser und Gärten, und die Anwohner hofften nebenbei auch deshalb auf die Wand, weil diese sie ein wenig besser vor den Abgasen schützen würde. Wie dem auch sei: Die Bürger*innen verstehen jetzt die Welt nicht mehr, alle Mitglieder des Bürgerforums hatten vollstes Verständnis und versprachen, den ganzen Clusterfuck im Umweltausschuss auf die Tagesordnung setzen zu lassen.

Von da aus kann die Angelegenheit in den Rat weitergeleitet werden. Oberbürgermeister Marcel Philipp könnte sich sodann in Richtung Berlin wenden und seine Kontakte nutzen, um ein Umdenken beim Ministerium zu erreichen. Alles keine einfache Sache. Höchst unwahrscheinlich ist es, dass die Stadt Aachen die etwa 3 Millionen Euro selbst aufbringt, um die Schallschutzmauer zu errichten. Sozusagen als freiwillige Leistung, zu der sie nicht verpflichtet ist.

Das wäre zwar schön und bei einem Gesamthaushalt von knapp einer Milliarde Euro wohl auch machbar, doch es ist sehr unwahrscheinlich. Ich vermute, dass die Leute vom Driescher Hof ein weiteres Jahrzehnt werden warten müssen.

Übrigens: Lärmimmissionen werden „berechnet“, nicht vor Ort „gemessen“.

Viel Raum bei der Diskussion nahm die Frage ein: Wie wurde eigentlich die Stärke der Auto- und Lkw-Geräusche ermittelt? Die beiden Damen vom Landesbetrieb erklärten, die Wagen auf der A44 werden ständig gezählt, die Dezibel würden dann errechnet, wobei der kleine Wall auf der anderen Seite der Autobahn und die Gebäude und Flächen in die Berechnungen einbezogen würden. Mit dem lärmmindernden Asphalt komme man klar unter die Obergrenze, an der Lärmsanierungen fällig sind.

Das Foto hat mit dem Text nicht viel zu tun. Es zeigt einen alten Baum im Kreis Düren (Decke Boom, Marieneiche in Stockheim), der schon lange eine gewisse religiöse Verehrung erfährt. Wollte ich anlässlich #Hambi einfach auch mal zeigen. Mehr 1000 Jahre alte Bäume findet ihr hier. Und die wohl 800 Jahre alte, sehenswerte Forster Linde ist hier.

 

 

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