In Chemnitz beim bpt 10.2

Bei so einem Parteitag gibt es Momente, da fühlt man sich wie vom Blitz getroffen. Man hat zuhause über etwas nachgedacht, und darüber kommt es zur Debatte. Plötzlich werden die eigenen diffusen Gedanken von fremden Menschen ausgesprochen, der nächste formuliert es wieder anders. Und plötzlich wird einem selbst klar, was man will und warum das so schwer herauszufinden war.
Das liegt auch daran, dass bei der PP nicht schon vorab alles geregelt ist. Man wusste in Bingen nicht, wer in den Vorstand gewählt werden würde. Man wusste in Chemnitz nicht, welche Anträge durchkommen würden. Es kommen einfach mal 1000 wie in Bingen, oder 550 wie in Chemnitz zusammen und überlegen, wie sie das, was sie alle denken und erkannt haben, in vernünftige Sätze bringen können. Dabei ist man sich am Anfang gar nicht sicher, dass man sich wird einigen können.

So war es schlimm, dass es in Chemnitz anfangs zu Handgreiflichkeiten zwischen zwei Piraten kam. Am Ende denke ich, gut dass das gleich zu Beginn passierte. Es wurde ein lange schwelender Konflikt vorerst abgehakt und man konnte sehen: Der Vorstand bekommt sogar diese Extremsituationen in den Griff. Wobei: Bei Lichte besehen geht es bei einer Veranstaltung, wo die meisten Teilnehmen um die 30 und jünger sind eben anders zu, als bei einer Rentnerversammlung.

Lange hat man gerungen wegen des Bedingungslosen Grundeinkommens. Das BGE haben wir nicht beschlossen, “sondern . . . . etwas anderes”, so hat es einer ausgedrückt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen.

Bei so einem Parteitag gibt es Sätze, die man nicht mehr vergisst. Und wenn es nur eine banale Bemerkung ist wie: “Kaffee ist oben billiger als unten” ins Mikro gebrüllt. Jemand möchte, dass du nicht überflüssigerweise zu viel Geld ausgibst. Jemand sorgt sich um dich, das ist sehr sympathisch.

Erstmals habe ich auch etwas anderes erlebt und verstanden. Die Piraten aus Thüringen haben sich mächtig aufgeregt, weil Christopher Lauer angeblich im DPA-Interview gesagt hat, die Piraten würden sich zwar nicht gern in das Rechts-Links-Schema einordnen lassen, aber das BGE sei eine linksliberale Angelegenheit. Das hat ihnen fast die Sprache verschlagen, als sie das gelesen haben. Gerade so, als hätte Lauer uns in die ultrarechte Ecke gestellt. Ich war schon drauf und dran zu sagen: na so was Gottverboten-Schreckliches ist das Linksliberal-Sein ja nun auch wieder nicht. Da hörte ich, wie sie sich gegen jegliche Einordnung äußerten. Sie mögen einfach das Einordnen nicht, selbst wenn das Ergebnis zutrifft. Und das geht mir ja genauso.


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