
Im Juli 2023 zeigt die Serie „Archivale des Monats“ ein Foto der Adalbertstraße, auf der zwei amerikanische Soldaten im Herbst 1944 patrouillieren. Im Hintergrund: St. Adalbert mit der fehlenden Turmspitze. Der Fotograf ist unbekannt, gehörte aber zum US-Militär. Das Stadtarchiv hat wieder in seinen gigantischen Vorrat alter Dokumente gegriffen und präsentiert ein Foto aus Kriegszeiten. Folgendes wird mitgeteilt:
In der Nacht vom 13. zum 14. Juli 1943 warfen ab 1.45 Uhr etwa 200 alliierte Flugzeuge für rund eine Stunde ihre Bomben auf Aachen ab. Weit über 100.000 Brand-, Phosphor- und andere Bomben fielen auf das Stadtgebiet nieder, 294 Menschen starben, 745 Personen wurden verletzt.
Der Luftangriff zerstörte und beschädigte zahlreiche Gebäude in der Stadt, unter anderem das Rathaus, den Elisenbrunnen, das Theater, das Marschiertor, aber auch viele Kirchen, darunter St. Adalbert. Die Kirchturmspitze stürzte ein, das Dach brannte ab und die Kirche brannte aus. Sie wurde nach dem Krieg aufwendig wieder aufgebaut.
Die Ereignisse dieser Bombennacht sind in einem Augenzeugenbericht von Kaplan Paul Wipperfürth festgehalten (s. unten), der im Stadtarchiv aufbewahrt wird und sehr eindrücklich das Erleben eines so großen Luftangriffs beschreibt. Wipperfürth schrieb seine Erinnerungen an diese Nacht im August 1947 nieder.
Nach dem Ende des Angriffs versuchte Kaplan Wipperfürth unter anderem den Brand des Kirchengebäudes zu verhindern, was nicht gelang. Es gelang den Bewohnerinnen und Bewohnern des Adalbertsbergs aber, die Häuser des Adalbertstiftes, wenn auch hier und da beschädigt, zu retten und damit wertvollen Wohnraum.

Die stundenlangen Rettungs-, Sicherungs- und Aufräumarbeiten unmittelbar nach dem Bombenangriff verlangten den Betroffenen alles ab: „Jetzt erst [gegen 9.30 Uhr] konnten wir uns etwas ausruhen, wir waren todmüde. Hatten noch nichts gegessen oder getrunken. Die Augen schmerzten zum Wahnsinnigwerden, die Gesichter bedeckt mit einer dicken Schmutzkruste, die Haare verklebt von Schweiß und Dreck, Brandblasen an den Händen, Brandlöcher in den Kleidern. Kein Wasch-, kein Trinkwasser. Ein kräftiger Schluck Cognak half uns etwas auf die Beine. Dann ging es gemeinsam . . . zur Rettungsstelle im Milchhäuschen am Kaiserplatz. Sanitäter träufelten uns eine lindernde Flüssigkeit in die Augen. Wir konnten fast nicht mehr sehen.“
Aachen wurde in der Folge noch viele Male von weiteren Luftangriffen getroffen, darunter der Großangriff vom 11. April 1944 mit 350 Flugzeugen, der 1.525 Menschen das Leben kostete, weitere 969 wurden verletzt. Erst nach wochenlangen Kämpfen im September/Oktober 1944 endete der Zweite Weltkrieg in Aachen mit der Kapitulation der deutschen Truppen am 21. Oktober.
Quelle: Stadtarchiv Aachen
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