Manchmal lohnt sich ein Blick in die örtliche Tageszeitung

Wer mal etwas wirklich Kleinkariertes sehen will, der schaue sich die örtliche Tageszeitung (von Freitag, 10. November) und da die erste Seite vom Lokalteil an. Ganzseitig wird über die Verwaltung lamentiert, die nach sehr viel Arbeit im Homeoffice und angesichts vieler Neueinstellungen sowie Personalmangel zur Teambildung den ein oder anderen Ausflug unternommen hat. 

Ausflüge in die nähere Umgebung, nicht etwa nach Sylt oder Düsseldorf oder Berlin oder sowas. Sondern nach Alsdorf und in die Eifel – für einen Tag. Eine solche Kleingeistigkeit solltet ihr, liebe Leserinnen und Leser, nicht verpassen. Kauft euch mal in Aachen die Tageszeitung, es lohnt sich. Es gibt Berichte über die „Verschwendungssucht“ der Stadtverwaltung, eine Verschwendungssucht, die gar keine ist.

Die Darstellung ist so beschränkt (angesichts eines Haushalts von 1,2 Milliarden Euro), dass sie sehenswert ist. Aachener Journalismus, z. B. am Tag nach dem Pogromnacht-Gedenken, wie man ihn sich absurder nicht vorstellen kann. Da versuchen Leute auf Pepita Schach zu spielen. Absolut sehenswert. 

Teile der Stadtverwaltung haben sich doch tatsächlich z. B. ins Phantasialand begeben (Brühl), um mal zusammen etwas Spaß zu haben (Teambildung) und die dauernden Anwürfe geistiger Tiefflieger aus der örtlichen Presse zusammen auszuhalten. Die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (parteilos, Günen nahestehend) an der Spitze versucht, eine Stadt wie Aachen nach mehrjährigem Große-Koalition-Politikstillstand auf Vordermann zu bringen. Und da fällt der örtlichen Presse nichts Besseres ein, als ganzseitig an Ausflügen rumzunörgeln, die alles in allem in einem ganzen Jahr maximal 16.000 Euro gekostet haben? 

What? 

Andersrum wird ein Schuh daraus: Hätte man angesichts der vielen Neueinstellungen bei der Aachener Stadtverwaltung (derzeit etwa 6000 Mitarbeitende) die Teambildungs-Maßnahmen nicht vorgenommen, DANN müsste man die Verwaltungsspitze scharf kritisieren.

Die CDU, die als treibende Kraft hinter dem Ganzen vermutet werden kann, hat zusammen mit der FDP jetzt diverse umfangreiche Sonder-Beratungen und Prüfungen beantragt. Ein Glück also, dass wir im Aachener Rathaus eine CDU-Fraktion haben. Da werden bestimmt noch viele andere Groß-Verfehlungen ans Licht kommen. Hahaha.

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UPDATE

Ein Text aus der örtlichen Tageszeitung: „Warum es so schwer ist, Stellen im öffentlichen Dienst zu besetzen“

Wenn man auf Leute, die mal für eine ganze Abteilung einen Betriebsausflug aus der städtischen Kasse finanzieren, so dermaßen eindrischt, dann ahnt man die Antwort auf diese Frage. Wer möchte dort eine Führungsposition einnehmen, wo so verfahren wird? Nur Mitarbeiter*innen, für die der Arbeitgeber auch was springen lässt, bleiben im Amt bzw. im Unternehmen.

Und wer heute noch denkt, die freie Wirtschaft sei etwas GANZ ANDERES als der Dienst in einer Behörde, der hat wirklich wenig Ahnung von der modernen Arbeitswelt – hüben wie drüben – und sollte sich ganz schnell anderen Themen zuwenden. Es gibt ja noch genug. Die Alemannia zum Beispiel, die am Freitag unter Flutlicht 1 : 0 gewonnen hat. Oder das Wetter, das ist in Aachen doch auch immer ein nettes Thema, nicht wahr?


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