Die Büste von Herbert von Karajan stand seit 1983 im Stadttheater. Schon damals wunderten sich Menschen, aber auch in unseren Tagen hat man sich gelegentlich gedacht: Kein einziger Aachener Generalmusikdirektor ist im Theater verewigt, nur der, der ein überzeugter Nazi gewesen sein soll, der wohl. Nun ja, jetzt wandert der übergroße Karajan-Kopf ins Centre Charlemagne, das ist kein Fehler. Was lernen wir daraus? Nie wieder einen Menschen ehren, bevor man nicht alles über seine Vergangenheit weiß.
Das gilt auch für die katholischen Geistlichen, nach denen in Voreifel und Eifel gern Straßen und Wege benannt wurden. Damit ist jetzt hoffentlich Schluss. Es hatte uns bei AachenNews schon immer missfallen, dass in Aachen z. B. ein Priester sehr respektiert wurde, von dessen Prügelorgien erwachsene Männer noch 35 Jahre später angstvoll berichteten. In Stolberg und in Kalterherberg müssen, so berichtet die örtliche Tageszeitung, Straßen umbenannt werden. Diesbezüglich hat sich die örtliche Presse mit der Veröffentlichung von Namen einen Orden verdient. In der Bischofsstadt Aachen die katholische Kirche eines Vergehens oder Verbrechens zu bezichtigen, das erfordert Mut, bedeutet meistens, dass man selber schnell am Pranger steht.
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Schon komisch, was sich im freien Westen an den Hochschulen abspielt. In Berlin machten z. B. Studierende genau das, was schon ihre Großväter praktizierten: Sie verweigerten Juden den Zutritt zu einem Saal in einer Hochschule. In Aachen wird der Rektor der RWTH beschimpft, weil er aus Rücksicht auf die explosive Lage und aus Rücksicht auf ängstliche Studierende einen Vortrag untersagt hat. Mal sehen, wie lange unser Rektor noch im Amt ist. Wer mit Juden sympathisiert, dem bläst zur Zeit der Wind ins Gesicht.
s. auch hier: https://www.aachener-zeitung.de/lokales/region-aachen/aachen/veranstaltungsverbot-bringt-rwth-in-die-kritik/5365934.html
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Wer sich in den Betriebsausschuss der Volkshochschule (VHS) begibt, erfährt: Das Projekt „Verlegung von Stolpersteinen“ (seit 2008) wird auch 2024 weitergeführt.

13 Steine sollen im kommenden Jahr hinzukommen. Sie erinnern an Menschen, die von Aachen aus in Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden. Die Steine befinden sich auf der Straße vor den jeweils letzten bekannten selbst gewählten Wohnsitzen der Bürgerinnen und Bürger.
Einzelpersonen und besonders die Arbeitsgruppe „Stolpersteine“ des Einhard-Gymnasiums engagieren sich immer wieder neu.
Foto: Stolpersteine in der Adalbertstraße.
Die Politiker*innen im Ausschuss zollten den Schülerinnen und Schülern (Klasse 9) einstimmig höchstes Lob. Fünf Stolpersteine wurden übrigens – das haben die Jugendlichen beim Putzen der Steine bemerkt – durch Baumaßnahmen beschädigt, aber sie werden (finanziert durch die Friedensläufe in Aachen) ersetzt.
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Die Anmerkung „Wer mit Juden sympathisiert, dem bläst zur Zeit der Wind ins Gesicht.“ ist vorliegend dann aber doch ein bisschen schlicht und eher der Einsatz eines Totschlagarguments zur Diskussionsverhinderung. Der Rektor hat eine Entscheidung getroffen, die man gutheitßen, die man aber auch aus einer Vielzahl an Gründen kritisieren kann. Statt Trivialisierung wäre hier an dieser Stelle eine fundierte und sachbezogene Auseinandersetzung wünschenswert.
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