Wirre Gedanken zu Weihnachten

Je mehr Menschen aus der Kirche austreten, desto heftiger wird Weihnachten gefeiert. Allein schon die Adventskalender haben Formen angenommen . . . manche ziehen sich durch die ganze Wohnung, da staunt man.

Schwere Adventskränze hängen von den Zimmerdecken, auf den Balkonen leuchtet es abends und nachts, Lichterketten mit tausend Lämpchen sieht man, und das Weihnachts-Personal begegnet einem, wohin man schaut: Wichtel, Rentiere, Nikoläuse, Schlitten, Engel, Krippen und Weihnachtsbäume in allen Größen und Formen. Es werden immer mehr. Und in jeder Straße neuerdings auch mindestens ein Herrnhuter Stern. 

Ein Tannenbaum stand in der Krippe, als es gerade heftig schneite und das Kind geboren wurde. Oder etwa nicht? Was sonst hat das Nadelgehölz mit der Heilsgeschichte zu tun, die jedes Jahr gefeiert wird?

An Weihnachten darf man sich nicht der Familie entziehen, wo die Erwartungen so hoch sind, dass alles nur schiefgehen kann. Es muss zudem besinnlich sein. Im Gleichmarsch: Alle Menschen machen gefühlt zu Weihnachten dasselbe. Sie sitzen zu Hause bei der Familie – in einem Land, in dem viele Menschen mit der Weihnachtstradition nichts anfangen können. 

Die Heilige Familie wird gefeiert, Vater, Mutter, Kind und ein alter weißer Mann mit weißem Bart und rotem Mantel. Vorher wird ein Weihnachtsbaum gekauft, das sei Leitkultur, will uns der CDU-Vorsitzende Merz klarmachen. Wer keinen Baum kauft, bekommt keinen deutschen Pass? Oh Pannenbaum.

Das Rentier, das einen Schlitten zieht und der Weihnachtsmann, die beiden hatten seinerzeit die Hirten auf dem Felde sehr erschreckt. Daran sollen wohl die vielen Rentiere und Schlitten erinnern, die aufgestellt werden. Damals sagte der Weihnachtsmann zu den Hirten: Fürchtet euch nicht, ich verkündige euch große Freude, ich habe euch nämlich CocaCola mitgebracht.

Weihnachten heizt den Konsum an. Das ist der Grund, warum es Weihnachten immer geben wird. Das Fest wird wegen der Konsumorgie auch dann noch gefeiert, wenn keiner mehr weiß, was sein eigentlicher Sinn ist. Jede/r kauft etwas. Alles, was man sonst vermeidet, muss man an Weihnachten tun: unter anderem viel kaufen.

Die Adventszeit sei „eine Jahreszeit für sich“, sagte neulich jemand. Und die vielen Lichter hätten auch ihr Gutes, die Dunkelheit mache doch nur depressiv. Außerdem gebe das Warten auf das Fest und das Fest selbst dem Leben eine Struktur. Zeit ohne Struktur sei Horror.


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