10.000 Menschen demonstrieren in Aachen gegen Rechtsextremismus

Samstag, kurz nach 16 Uhr: Der Vorplatz vom Hauptbahnhof ist knallvoll mit Menschen. 150 waren erwartet worden, mehrere Tausend kamen. Alle eint die Sorge um die Demokratie in Aachen und in Deutschland insgesamt. Man will der AfD nicht das politische Feld überlassen. Wie im ganzen Land, so gingen auch in Aachen Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße.

Als die Demonstration im Frankenberger Park angekommen ist, meinten die Veranstalter, es seien wohl 10.000 Menschen auf der Straße. „Das kann wirklich sein“, schätzte Christoph Allemand, für die Fraktion Zukunft im Rat der Stadt. Und: „Es ist krass voll.“

Soweit zu sehen, verlief die Demonstration vollkommen friedlich. Allerdings muss hierzu der Bericht der Polizei abgewartet werden. Die Polizei nannte den Aufzug „lautstark, aber friedlich“. Es sei lediglich etwas Pyrotechnik abgebrannt worden.

Mit dem rausgestreckten Klenkes gegen die AfD.
Man hätte an den Kreuzungen etwas mehr für die Sicherheit tun können. Für den Fall, dass ein Autofahrer die Geduld verliert. Sowas soll bei Demonstrationen ja vorkommen.
Griffige Slogans und witzige Sprüche: „Wer glaubt, dass die AfD Deutschland rettet, glaubt auch, dass ihm das Ordnungsamt die Küche aufräumt“, ist rechts zu lesen.
Demo-Beginn vor dem Hauptbahnhof. Es ging von dort über Lagerhausstraße, Boxgraben, Karmeliterstraße, Franzstraße, Kapuzinergraben, Peterstraße, Blondelstraße, Stiftstraße, Heinrichsallee, Wilhelmstraße, Zollernstraße, Warmweiherstraße, Bismarckstraße bis zum Frankenberger Park. – Eine weitere große Demonstration gegen Rechts wird es am kommenden Samstag, 27. Januar, geben. Dann wird es mit Sicherheit nicht so kalt sein wie am heutigen Samstag.

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Endlich sehen wir: Die Mitte der Gesellschaft ist aufgewacht. Endlich!!! Wer weiß, wie viele am kommenden Samstag in Aachen zur nächsten Demonstration gegen Rechtsradikalismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit (ist eigentlich alles dasselbe) kommen? Vielleicht sogar noch mehr als diesen Samstag.

Der Groschen ist gefallen. Man hat sich so viel rechtsradikales Zeug anhören und ansehen müssen (dazu zuletzt noch die Enthüllungen des Recherchekollektivs), das war nicht mehr auszuhalten.

Wo kommt das her, wann hat das angefangen? Das diskriminierende und abwertenden Denken, die Suche nach irgendeiner Personengruppe, die angeblich schuld daran ist, dass es mir schlecht geht oder dass es mir bald schlecht gehen wird? Wo in aller Welt kommt das her?

Man erinnert sich beim Nachdenken an die unsäglichen Werke des einstigen SPD-Mannes Thilo Sarrazin. Er hetzte und verbreitete millionenfach, dass Migration den Wohlstand und die Zukunft des Landes gefährdet, weil insbesondere die Kinder türkischer oder arabischer Eltern nachweisbar und genetisch bedingt schlechter in Mathe seien.

„Millionen Mal hat sich dieser Quatsch verkauft“, erinnert sich der Journalist Nils Minkmar. Und schreibt in seiner wöchentlichen Kolumne weiter: Das „Thema Migration” sei zeitweise als wichtigstes Thema überhaupt bezeichnet worden. Darin sei messerscharf der Grund für die vielen Rechtsradikalen gesehen worden. „Doch diese Bewegungen sind gut studiert. Der Fremde ist für sie nur ein Symbol. Schon Sartre wusste, dass die Anwesenheit oder Taten von Juden nicht schuld sind am Antisemitismus.“

Als Journalist*in freut man sich natürlich über die Tatsache, dass Journalismus in Deutschland noch sinnvolle Arbeit macht. Auch diesbezüglich hat man sich viel Quatsch ansehen, anhören und lesen müssen. Viel zu oft haben die Talkmaster*innen den AfD-Politiker*innen die Möglichkeit gegeben, ihren teils pseudowissenschaftlichen Blödsinn einem Millionenpublikum nahe zu bringen. Auch das war schwer auszuhalten.

„Wo kommt das her?“ fragen wir uns weiter und suchen nach Antworten. Was kann man für oder gegen Menschen machen, die die Welt brennen sehen möchten, die die bekannte Ordnung zugunsten von CHAOS zerstören möchten?

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Zum Weiterlesen: https://www.tagesspiegel.de/politik/massenprotest-gegen-rechts-es-ist-zeit-die-demokratie-zu-feiern–und-zu-leben-11081794.html

Wie Correctiv arbeitet, das erfahrt ihr in diesem Podcast von der stellv. Chefredakteurin Anette Dowideit: https://uebermedien.de/91428/wie-viel-theater-braucht-investigative-recherche/


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