Mit Pferden einmal quer durch die Stadt

Das Publikum ist begeistert, Tierschützer haben ihre Zweifel, ob das noch sein muss: Pferde auf Kopfsteinpflaster in der Innenstadt.

Es ist wieder CHIO, und zum weltberühmten CHIO gehört seit ewigen Zeiten, dass sich das aktuelle Partnerland (in diesem Jahr sind es die Vereinigten Staaten) in der Innenstadt präsentiert – mitsamt Pferden und diesmal auch drei „Indianerinnen“. Publikum findet sich immer reichlich ein, und es ist nicht zu übersehen: Die Zuschauer*innen sind außerordentlich begeistert und freuen sich. Alles staunt und applaudiert.

Beim traditionellen Aufgalopp auf dem Marktplatz am gestrigen Montag gab es wieder einen prächtigen, farbenfrohen Pferde- und Kutschenkorso, der sich vom Turniergelände über den Soerser Weg, die Krefelder Straße, Kreuzung Bastei, Sandkaulstraße, Großkölnstraße bis zum Marktplatz bewegte. Mit dabei waren u.a. die Color Guard, Fahnenreiter und verschiedene Westernpferde, Mustangs, Lasso-Werfer und natürlich auch die berühmten Cheerleader.

In früheren Jahren nahm auch die Polizei mit einer Reiterstaffel teil, doch die darf ihren Tieren den Aufgalopp seit ein paar Jahren nicht mehr zumuten. Die Aachener Stadtreiter ersetzen die Polizisten in dem Korso.

Die Amerikaner präsentierten sich sehr traditionell. Absolut befremdlich war auf jeden Fall das Auftreten von drei „Indianerinnen“. Die Amerikaner sind mit indigenen Völkern denkbar grausam umgegangen. Vor 400 Jahren gehörte den Navajos, Apachen, Sioux, Shoshonen, Hopis, Algonquin und vielen anderen Völkern fast ganz Nordamerika. Dann besetzten Europäer das Land, töteten fast alle Ureinwohner und zerstörten ihre Lebensgrundlagen.

Anmerkung von AachenNews: Kulturelle Aneignung, wie gestern auf dem Markt von Aachen zu sehen, ist ein ernstzunehmendes Thema, das leider immer wieder auftritt. Dass beim CHIO Symbole und Darstellungen der nordamerikanischen Ureinwohner verwendet werden, ohne die historische und kulturelle Bedeutung angemessen zu berücksichtigen, verwundert doch etwas.

Der Begriff der kulturellen Aneignung bezieht sich auf die Übernahme von Elementen einer Kultur durch Mitglieder einer anderen Kultur, oft ohne Verständnis, Respekt oder Erlaubnis. Dies kann zu einer Verzerrung und Trivialisierung der ursprünglichen kulturellen Bedeutung führen und die betroffenen Gemeinschaften verletzen.

Der CHIO als international renommiertes Reitsportevent trägt eine besondere Verantwortung. Es ist nicht nur eine sportliche Veranstaltung, sondern auch ein kulturelles Aushängeschild. Hier sollten hohe ethische Standards gelten, insbesondere im Umgang mit kulturellen Darstellungen.


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