Film und Vorträge: Wie können wir die Natur zurück ins Herz der Städte bringen?

Dieser Tage zeigten Umweltvereine in Aachen im Apollo-Kino den Film „La belle ville“. Es ist ein französischer Dokumentarfilm aus 2023 von François Marques und Manon Turina. Der Film beginnt im Paris des Jahres 2020 und zeigt diese Stadt als Betonwüste.  

Mona Saleh hat die Veranstaltung besucht und eine Art Protokoll geschrieben. Sie arbeitet mit beim Aachener Baumschutzbund. Mona beschreibt den Film und besonders die anschließenden Beiträge der Personen, die ebenfalls bei der Veranstaltung dabei waren. Sie schreibt: 

Mitten in der ersten Corona-Krise machen sich zwei junge Menschen mit der Frage nach einer lebenswerten Stadt der Zukunft rund um den Globus auf den Weg, um nach bereits bestehenden Bemühungen und Projekten zur Verbesserung der Lebensqualität in Städten zu suchen. 

Anhand der Städte Mexiko, Chicago, Brüssel, Berlin, Zürich wird gezeigt, dass vertikale Begrünung, Dachbegrünung, urban gardening, Kompostierung in den Städten und Gemeinschaftsgärten in den Städten zu mehr Lebensqualität für alle Stadtbewohner führen können. 

Die Temperaturen in den Städten können durch Begrünung effektiv gesenkt werden, die Feinstaubbelastung, die zu gesundheitlichen Schädigungen führt, kann ebenfalls reduziert werden. Durch urban gardening werden die Wege von Verbrauchern und Herstellern verkürzt, die C02-Belastung wird gesenkt. Neben dem positiven Klimaeffekt wird das urban gardening in Verbindung mit Gemeinschaftsgärten als sozialer Kontaktpunkt und Rückzugsort betont. 

Die Verbundenheit der Städter mit der Natur soll wiederbelebt werden, die Wertschätzung der Arbeit der Bauern wird hervorgehoben. Diese Arbeit der Bauern wird künftig weiterhin unerlässlich für die Versorgung der Städter sein, denn die Städte werden sich nicht autonom versorgen können. Ebenso wurde im Film das Konzept der Tiny Forests dargestellt und dessen Lernnutzen für Kitas und Schulen wurde hervorgehoben. Auch wurden kleine, private Balkongärten gezeigt und sogar private Kompostierung mitten in Paris. Die Kompostierung, d.h. die Sammlung organischer Abfälle in Städten, wurde im Film als besonders fundamental hervorgehoben. 

Im Anschluss an den Film gab es eine ca. 40-minütige Vorstellung verschiedener Umweltinitiativen Aachens und eine Diskussion mit dem Publikum.

Luisa Strehl von der Stadtverwaltung Aachen berichtete, dass es eine Verordnung für die Begrünung von Neubauten gibt, es sich bei ca. 90 Prozent der Gebäude aber um Bestandsgebäude handelt und diese davon nicht erfasst sind. Für die Begrünung gibt es von der Stadt eine Förderung, die allerdings auf maximal 8.000 Euro begrenzt ist. Diese Fördermittel würden bei weitem nicht alle abgerufen. Frau Strehl berichtete, dass bekannt ist, dass die Kommunen als Beispiele und Vorreiter mit der Begrünung der Bestandsgebäude vorangehen müssten, damit Privatpersonen nachziehen.  

Im Laufe der Veranstaltung wurde eine kurze Animation gezeigt, die die Begrünung des Vorplatzes des Aachener Bahnhofs zeigt (erstellt vom Verein „Klimanotstand“). Ebenso wurden Bilder von Dachbegrünung und von Tiny Forest gezeigt. 

Die Firma Leroy Gartenbau Teichbau Baumdienste (Würselen) stellte extensive und intensive Dachbegrünung vor. Die Begrünung ist in vielen unterschiedlichen Ausführungen möglich, es können auch Bäume auf Dächern gepflanzt werden, dies erfordert einen höheren finanziellen Aufwand hinsichtlich der Dachgestaltung, insbesondere der Statik, ist aber machbar. Frau Strehl verwies an dieser Stelle darauf, dass Dachbegrünung je nach Gestaltung, Wasser bei Starkregen (Retentionsdach) zurückhalten kann. Dies sei bereits auf kommunalen Dächern realisiert. Solche Retentionsdächer unterliegen einer besonderen Förderung.

Die Vertreterin von Tiny Forest, Petra Römisch, berichtete von der Gesamtschule Brand, wo Ende des Jahres ein Tiny Forest entstehen soll. Diese kleinen Wälder bieten den Vorteil, nur in den ersten 1 bis 2 Jahren gepflegt werden zu müssen, danach können sie sich selbst überlassen werden. Die Tiny Forests sollen vor allem auch Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Natur ermöglichen. Der Begriff ist übrigens eine geschützte Marke, die die Niederländer aus Indien nach Europa brachten.  

Urban gardening wurde von Petra Ferreira vorgestellt. Dazu gibt es das temporäre Projekt „Am Büchel“, ein weiteres Projekt gibt es im Jakobsviertel u. a. mit Gemeinschaftsfläche.  

Im Lauf der Veranstaltung gab es noch einen Vortrag speziell über Bäume. Die nehmen C02 auf und geben Sauerstoff ab, sie tragen somit zur Gesundheit der Stadtbevölkerung bei. Ältere Bäume können ungefähr das 10-fache eines jungen Baumes an C02 aufnehmen. Außerdem dienen sie der Feinstaubfilterung und Verdunstung in der Stadt. 

Der Erhalt des Baumbestandes ist besonders wichtig, weil gerade auch in Aachen zu beobachten ist, dass es ca. 40 Neupflanzungen auf 100 Fällungen gibt, der Bestand also de facto sinkt. Dies kann und sollte auch im Kontext der Hitzewellen in Städten gesehen werden. In der EU/Europa gibt es angeblich per anno ca. 22.00 Verkehrstote und ca. 42.000 Hitzetote. 

Gerade zum Thema Baumfällungen kamen schließlich auch Wortmeldungen aus dem Publikum, die Fällungen am Klinikum erregten die Gemüter. 


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