Lag es an der Hitze, am vielen Obst in der Küche, am Saftrest im Glas, an den ungespülten Plastikjogurtbechern? Ich weiß nicht, wie es kam: Aber plötzlich war ich in meiner Küche nicht mehr allein. Erst waren es etwa 10 Fruchtfliegen, dann 20, dann auf einmal schätzungsweise 30. Ich musste etwas unternehmen.
Klar. „Aushungern werde ich die Biester“, dachte ich. Wer so etwa 2 oder 3 Millimeter groß ist, der lebt bestimmt auch nur wenige Tage, legt sich dann hin und stirbt. Aber vielleicht war die Lebensdauer dieser hässlichen Mitbewohner ja doch länger . . . was weiß denn ich über Tiere? Ich fand irgendwo noch ein Insektenspray, schaffte alles mögliche aus der Küche raus und nebelte dieselbe – wie auf der Dose vorgeschrieben – mit mehreren längeren Spraystößen total ein. Nach 20 Minuten fing ich an, alle Schränke abzuwaschen.
Was soll ich sagen? Es hat fast nichts genützt. Die Fruchtfliegen wurden nicht weniger. Ich versuchte es mit Alkohol, stellte ein Tellerchen mit leckerem Likör auf. Es starben auch drei oder vier Fruchtfliegen den Säufertod, die anderen schienen sich aber regelrecht zu freuen, vermehrten sich, und ich hatte den Eindruck, dass ich mit dem Likör das Gegenteil von dem erreiche, was ich eigentlich will.
Ich ärgerte mich jetzt sehr und kaufte original Fliegenfänger. Darauf festzukleben und dann langsam dahinzuscheiden . . . das muss furchtbar sein, dachte ich noch, und dass Fruchtfliegen bestimmt hochkomplexe Wesen sind. Egal, Brutalität und Lust am Töten waren erwacht und entwickelten sich.
Ich packe also heute morgen den ersten Fliegenfänger aus, komm mit drei Fingern an die klebrige, braune Oberfläche und merke: Alles klebt. Und wie.
Abbruch der Aktion und intensives Händewaschen waren eins. Aber man muss jetzt nicht denken, dass das Klebzeug sich leicht abwaschen lässt. Oh nein, gar nicht. Ich musste mit echtem Olivenöl nachhelfen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Jetzt hängt in meiner Küche ein Fliegenfänger, und die winzigen Tipfelchen daran zeigen klar, das schon vielen Fruchtfliegen das letzte Stündlein geschlagen hat. Unterdessen habe ich mich via Wikipedia mal sachkundig gemacht. Fruchtfliegen sind wirklich . . . Zum Beispiel die Balz vor der Paarung läuft bei ihnen in 4 (!) Phasen ab. Irre, die lassen sich wirklich Zeit, und nach Phase 2 kann es sogar vorkommen, dass sie sich doch lieber anders entscheiden und es lassen. Wahnsinn. Da steht übrigens auch: „Wenn das Weibchen nicht paarungswillig ist, flieht es.“ Das überrascht mich jetzt allerdings nicht besonders.
Und so hochkomplexen Wesen trachte ich nach dem Leben! Ich darf gar nicht lange drüber nachdenken. Denn jetzt, 6 Stunden später, hängt die ganze Fruchtfliegen-Großfamilie am Fliegenfänger und ich bin wieder allein in meiner Küche. Gottseidank.
Entdecke mehr von AachenNews
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.








