Bürgerinnen und Bürger aus Aachen wollen Anne Frank ehren und mit ihr die ganze Familie Frank/Holländer. Das Mädchen und der größte Teil ihrer Verwandten wurden in der Zeit des Nationalsozialismus in verschiedene Konzentrationslager deportiert und ermordet.
Anne Frank lebte zwischen Juli 1933 und Januar 1934 bei ihrer Aachener Oma (Rosa Holländer) am Pastorplatz im Frankenberger Viertel. Sie war damals erst 4 Jahre alt und notierte später in ihren berühmten Aufzeichnungen, sie habe sich in Aachen sehr einsam gefühlt. Von einem Tag auf den anderen habe man sie „Judenkind“ genannt und es habe niemand mehr mit ihr spielen wollen.

An diese Zeiten erinnerte jüngst im Bürgerforum Astrid Siemens, unterstützt von Michael Mauer (im Wahlkampf war er OB-Kandidat der UWG). Bürger des Frankenberger Viertels hatten den Antrag eingebracht, den Pastorplatz in Anne-Frank-Platz umzubenennen. Für den Platz selbst wünschte man sich in der Mitte einen Gedenkstein.
Eine Straße oder einen Platz umzubenennen, das ist immer eine schwierige Sache. Es müssen schon gewichtige Gründe vorliegen, um einer Person diese hohe Ehre zu entziehen und die Benennung rückgängig zu machen. In Aachen hatte man sich zudem vor Jahren darauf geeinigt, keine Straßen mehr nach Personen zu benennen.
Außerdem: Pastor ist der Familienname einer bedeutenden Aachener Tuch- und Nadelfabrikantenfamilie, deren Mitglieder sich über Generationen um Aachen verdient gemacht haben und darüber hinaus in der freien Reichsstadt Aachen mehrfach auch die Schöffen und Bürgermeister stellte. An Anne Frank und ihre Angehörigen erinnern unterdessen in Aachen bereits das Anne-Frank-Gymnasium, ein Gedenkstein in der Monheimsallee, wo einmal das Elternhaus ihrer Mutter stand, die Anne-Frank-Straße und drei Stolpersteine am Pastorplatz.

So einigte sich die Versammlung im Eurogress – gut und ausführlich beraten durch Mitglieder der Stadtverwaltung – darauf, den Pastorplatz nicht umzubenennen, aber zusammen mit der Gruppe „Wege gegen das Vergessen“ eine Ehrung zu ermöglichen, und zwar möglichst da, wo Anne Frank einmal gewohnt hat.
Das Thema wird als nächstes in der Bezirksvertretung Aachen-Mitte beraten und ggf. im Stadtrat entschieden.
