Die USA werden 3 Lager bilden: die Demokraten, die Republikaner und das Trump-Lager

Erstaunlich, wie überrascht die westliche Welt angesichts der Vorgänge am Capitol in Washington tatsächlich ist. „Unbegreiflich“ und „nie mit gerechnet“ hört man dauernd. (s. Chaos-Mob hält Washington in Atem)

Dabei hat doch Trump und haben auch seine Söhne in den vergangenen Tagen und Wochen unentwegt die Botschaft ausgesandt: „Wir treffen uns am 6. Januar in Washington“, sogar die Uhrzeit (11 Uhr) wurde mitgeteilt – alles per Twitter weltweit sichtbar. Und weiter war ständig zu lesen: Die Wahl sei gestohlen, und es gebe ab 6. Januar die Möglichkeit, den Regierungswechsel zu verhindern. 

Diese Tweets hat Twitter nicht gelöscht, man kann sie jetzt noch lesen. UPDATE (10. 01.): Doch alles gelöscht.

https://twitter.com/EricTrump/status/1345106061318115333


Was ist nun eigentlich der Plan der Familie Trump? Kurz gesagt: Man will die Marke Trump im politischen Bereich ansiedeln, und zwar auf dem äußerst rechten Rand, der bis vor Kurzem noch eine Leerstelle war. Trump möchte seine Familie (gar nicht so unbedingt sich persönlich und selbst) in spätestens vier Jahren als dritte Kraft auf der politischen Bühne der USA installiert haben.

Er wurde kürzlich von 74 Millionen Wählerinnen und Wählern gewählt (Obama wählten einst 70 Millionen) und sammelte über 200 Millionen Dollar Wahlkampfhilfe für seinen Versuch, doch noch als Gewinner der Wahl anerkannt zu werden. Er ist also recht erfolgreich in dem Versuch, die neue politische Marke Trump zu etablieren. 

Trump muss gemerkt haben, dass man als (windiger) Geschäftsmann und Entertainer nur kurz in den Geschichtsbüchern auftaucht (wenn überhaupt), dass ewige Bedeutung und Unsterblichkeit viel überzeugender als Politiker zu erlangen ist. Und zwar – so etwa muss man sich das vorstellen – wie es z. B. die Familie Kennedy auf der anderen Seite des politischen Spektrums geschafft hat. Wer diesen Namen hört, denkt – seit Jahrzehnten und auch in 100 Jahren noch – an Politiker*innen, nicht an irgendwelche Heiopeis in der Unterhaltungsbranche oder an Kaufleute.

Kaufleute/Unternehmer versinken irgendwann (relativ schnell) in der Bedeutungslosigkeit, Politiker*innen nicht. Ihre Namen stehen in den Geschichtsbüchern und werden von Kindern gelernt. Genau wie die Namen großer Künstler und zunehmend auch Künstlerinnen.

Insofern geht es Trump gar nicht unmittelbar um die gestohlene Wahl. Er nutzt diese Vorwürfe und diesen Slogan um eine Art Gründungsmythos zu erschaffen und zu installieren. Der 6. Januar 2021 ist der Tag, an den sich die neue politische Trump-Bewegung/Partei als Gründungstag erinnern soll und wird. Ein Knall, den jeder politisch interessierte Mensch auf der Welt zur Kenntnis genommen hat.

Die Frage ist: Was wird am 20. Januar in Washington geschehen? Braucht die Familie einen weiteren Knall, um sich ins Gedächtnis der Nation einzumeisseln, sich als 3. Kraft (neben Demokraten und Republikanern) in der politischen Szene der USA zu etablieren?

Sicher werden wir demnächst Donald Trumps Tochter und seine beiden erwachsenen Söhne in wichtigen politischen Ämtern sehen, reingewählt z. B. von den „Proud Boys“. Alles Männer, die im digitalen Zeitalter dabei sind, ihre Privilegien zu verlieren (an Minderheiten, an Frauen usw.), aber das ist ein anderes Thema.  

In Aachen scheinen die Sympathien eher Joe Biden zu gehören. Gesehen in einer Seitenstraße der Lütticher Straße in Aachen. Foto: Archiv

Was aufgefallen ist: Die ARD unterbricht angesichts der spektakulären Ereignisse ihr Programm NICHT und verweist auch nicht auf Tagesschau24. Offensive Hinweise auf Tagesschau24 und auf ein kurzes „Tagesschau extra“ gibt es nicht.

Hass auf Medien: Trump-Anhänger gehen bei den Protesten in Washington erwartungsgemäß gezielt auf Journalist*innen los. ARD-Korrespondentin Claudia Buckenmaier musste ihre Live-Schalte unterbrechen. Etliche Videos zeigen, wie Equipment von Medienvertreter*innen zerstört wird. In den Medien befände sich der Enemy of the people, der Feind des Volkes, so hat es Trump seinen Landsleuten einzutrichtern versucht. Teils mit Erfolg.

Twitter sperrt das Konto von Trump wegen drei Tweets (hätte schon vor 4 Jahren geschehen müssen. Twitter, ihr seid Penner) Auch Facebook sperrt Trump – zunächst für 24 Stunden.

Über AachenNews.org

Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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