Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats und verschickt diese Texte und Fotos mit der Erlaubnis, diese zu veröffentlichen. Erstmals wurde hier kürzlich eine Archivale aus den Stadtarchiv übernommen. Es gab viele Klicks, das Interesse am Historischen war überraschend groß, größer als wir uns vorgestellt hatten.
Bereits im April 2018 zeigte das Stadtarchiv eine Archivale, die euch eventuell ebenfalls interessieren könnte. Die Archivale des Monats April 2018 beschäftigt sich mit der Verbrennung von Comics in Aachen 1958.
Was es damit auf sich hat, wird vom Stadtarchiv eingeordnet und erklärt:
„Das Martinsfeuer, das am 11. November 1958 an der Katholischen Volksschule Feldstraße, die zur Pfarre St. Martin gehörte, entzündet wurde, erfüllte nicht nur seinen traditionellen Zweck als Endpunkt des Martinszuges. Vor 60 Jahren diente es auch dazu, den Schülern eine Möglichkeit zu geben, Comics und andere, sogenannte Schund- und Schmutzliteratur ins Feuer zu werfen und zu verbrennen.
Als reinigend empfundene Comic-Verbrennungen zur damaligen Zeit gab es in vielen deutschen Städten so genannte „Schmökergrab“-Aktionen. Dabei erhielten die Schüler das Angebot, ihre in pädagogischen, aber auch kirchlichen Kreisen sehr kritisch betrachteten Comic-Hefte und andere, vermeintlich nur der niederen Unterhaltung dienende Literatur gegen als pädagogisch wertvoll angesehene Bücher umzutauschen.
Viele dieser Umtauschaktionen mündeten in wohl damals als reinigend empfundenen Comic-Verbrennungen. Und auch wenn Comics in den 1950er-Jahren oft pauschal als so jugendgefährdend angesehen wurden, dass viele von ihnen auch auf dem Index landeten, verwundert dennoch die Form, mit der auch in Aachen gegen die unerwünschte Literatur vorgegangen wurde: Nur 25 Jahre nach den großen Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten wurden wieder Bücher und Zeitschriften verbrannt und auf diese Weise geächtet.
Dem Martinsfeuer anvertrauen (!!!)
Die Aachener Nachrichten kündigten die Bücherverbrennung in einem Vorbericht zum Martinszug im zeitgenössischen Duktus an: „Die 250 Schulkinder werden heute Abend im Anschluss an den Martinszug Schmutz- und Schundliteratur in das lodernde Feuer werfen. […] Wohl erstmalig in Aachen dürfte die Aktion sein, zu der ebenfalls das Lehrerkollegium der Volksschule Feldstraße aufgerufen hat.“
Und weiter heißt es in den AN: „Heute Abend sollen im Martinsfeuer auf einem Feld in der Nähe der Schule alle jugendgefährdenden Schriften verbrannt werden, die die Schulkinder zum Leidwesen der Pädagogen immer noch in ihren mehr oder weniger heimlichen Verstecken zu Hause haben und die trotz aller Mahnungen von Eltern und Lehrern gelesen werden. Nach den Worten des Schulleiters wird der Aufruf zu dieser Aktion bestimmt nicht ungehört bleiben, haben sich doch die meisten Schülerinnen und Schüler schon bereit erklärt, ihre vor allen Dingen geistlose Schundliteratur, die auch heute nur allzu oft noch unter den Schulbänken hervorgeholt wird, dem Martinsfeuer anzuvertrauen.“ (AN, 11.11.1958)
Wer sich noch weiter für das interessiert, was das Stadtarchiv in seinen Mauern aufbewahrt, kann auf diese Seite klicken. Dort gibt es noch mehr Archivalen des Monats.
Bücherverbrennungen sind oft nur ein Zeichen von Hilflosigkeit der Situation gegenüber. Wer den Menschen, der es liest, nicht verbrennen kann, der greift eben zu solchen Möglichkeiten um mundtot zu machen.
Ich las auch gerne Comic – die Horrorcomic, die dann als „Geschichten aus der Gruft“ verfilmt wurden. Natürlich ist auch viel Schund dabei gewesen, aber gehört das nicht auch dazu, solche Werke zu kennen?
Bücherverbrennungen sind oft nur ein Zeichen von Hilflosigkeit der Situation gegenüber. Wer den Menschen, der es liest, nicht verbrennen kann, der greift eben zu solchen Möglichkeiten um mundtot zu machen.
Ich las auch gerne Comic – die Horrorcomic, die dann als „Geschichten aus der Gruft“ verfilmt wurden. Natürlich ist auch viel Schund dabei gewesen, aber gehört das nicht auch dazu, solche Werke zu kennen?
Traurige Kapitel der Menschheit – leider.
LikeLike