Mit kleinem Kind berufstätig sein? Das wird zunehmend schwierig.

Die Situation in den Aachener Kitas wird selbst von Grünen und SPD als „höchst brisant“ geschildert. Berufstätige Mütter stehen mit ihrem Nachwuchs vor verschlossenen Kita-Türen, weil die Kitas ihren Betrieb reduzieren oder ihn tageweise ganz einstellen. Der Grund: kein Personal. 

Und das ist nicht erst seit gestern so. Eltern sind echt wütend, und haben es schon in die Tageszeitung geschafft, denn jetzt wurde auch noch ein Kita-Streik angekündigt (für kommenden Donnerstag). https://www.aachener-zeitung.de/lokales/aachen/eltern-stehen-wegen-des-streiks-vor-echten-problemen_aid-84538599

Die Politik in Aachen reagiert auf die – durch Personalmangel – herbeigeführte Katastrophe: Die Arbeit in den Kitas soll auf pädagogisch Ungelernte verteilt werden. Und Verwaltungsarbeiten und Berichte formulieren – das sollen auch andere Menschen in der Stadtverwaltung erledigen. Ob das hilft? Wir wollen es hoffen. 

Zumindest für die Unter-Dreijährigen gibt es eine Alternative, für die aber in Aachen niemand Werbung macht: die Tagesmütter, meist Tagespflegepersonen genannt. Die haben bisher noch nie gestreikt. Sie reduzieren ihre Betreuungszeiten auch nicht, sie richten sich nach den Wünschen der Eltern. Sie nehmen drei, vier oder selten auch mal fünf Kleine bei sich auf. 

In den Kitas ist unterdessen das Personal dermaßen gestresst und überlastet, dass sich bundesweit Berichte über Fehlverhalten und Gewalt in Kitas häufen. Die Tagesschau berichtet: „Mehr Verdachtsfälle auf Gewalt in Kitas“. Und im Spiegel war aktuell zu lesen: „Zahl der Gewaltmeldungen in Kitas stark angestiegen“. Sowie hier „Gewalt an NRW-Kitas steigt deutlich“ und hier.

Das alles soll mit nicht-pädagogischen Kräften besser werden? Mit Personen, die von den ohnehin extrem belasteten Erzieherinnen zusätzlich noch angeleitet werden müssen? Wie sollen die Erzieherinnen das schaffen? AachenNews sind Erzieherinnen bekannt, die ihr eigenes Kind nicht in einer Kita anmelden, sondern bei einer Tagesmutter. Aber Politik und Verwaltung scheinen mehr auf  Nicht-professionelle, manchmal auch auf ausländische Kräfte und Berufsrückkehrerinnen (beide nicht vorhanden) zu setzen als auf Tagesmütter. 

Tagespflegepersonen seien nicht gut ausgebildet, hört man gelegentlich. Dabei werden die Tagespflegepersonen in Aachen ein Jahr lang intensiv ausgebildet. Und danach jedes Jahr zusätzlich geschult. Und sie werden bei eventuellen Problemen mit Kindern oder Eltern professionell beraten. 
Nicht zu vergessen: In den Kitas arbeiten nicht wenige ältere Personen, die noch als „Kindergärtnerinnen“ ausgebildet wurden und bezüglich U3 gar keine Ausbildung erfahren haben.

Die Tagespflegepersonen arbeiten als Selbstständige, sie haben in Aachen einen schweren Stand und meinen, die Stadt bezahle ihre Arbeit nicht angemessen, die Bezahlung sei nicht auskömmlich. AachenNews meint: Stadt und Politik könnten sich ruhig ein bisschen mehr für die Kindertagespflege stark machen. Zum Nutzen der Kinder und der Familien. Und derjenigen, die mit viel Erfahrung tagtäglich die Allerkleinsten in ihre Obhut nehmen.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem der Kita-Notstand nicht Thema in der Aachener Presse ist. Dabei handelt es sich um einen Notstand, der nicht in Aachen verursacht wurde. Es sieht so aus, als habe eine vorige Landesregierung sich bei der Planung der Kitaplätze komplett verkalkuliert.

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Eine Antwort zu Mit kleinem Kind berufstätig sein? Das wird zunehmend schwierig.

  1. Linda Schrey schreibt:

    „Zunehmend schwierig“, nö, das war, ist und bleibt in D. schwierig. Als berufstätige Mutter in den 80er Jahren sah die Situation so aus: Kita ab dem 3. Lj, Betreuung von 8-12 h und wenn man wollte dann von 14-16h. Lösung: Gründung einer privaten Krabbelgruppe vor dem 3. Lj, dann hatte ich das Glück, dass die integrative Kita in der Siegelallee aufmachte und mein Sohn tatsächlich einen Platz bekam, Betreuung von 8-15h, eine tolle Einrichtung mit engagierten Erzieherinnen und einem optimalen Betreuungsschlüssel, den es meines Wissens so heute auch nicht mehr gibt. Dafür hat der „umsichtige“ Herr Laschet in seiner Funktion als Familienminister gesorgt und das „Kinderbildungsgesetz“ eingeführt, das mit Bildung wenig zu tun hat sondern vor allem mit Geld (Devise: bloß keinen Cent zu viel für die Kitas ausgeben). Damals ist so manche Kita zugrunde gegangen und nicht wenige Erzieherinnen haben ihre Stelle verloren und sind abgewandert. Das Elend heute hat eine lange Vorgeschichte, die auch heute noch ihre Schatten wirft. Das Kibiz gibt‘s immer noch, die Erzieherinnen werden schlecht bezahlt und ihre Arbeitsbedingungen sind teilweise unerträglich.

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