„Die Universität als Motor der Stadtentwicklung“, so lautete der (Unter-) Titel einer kleinen RWTH-Reihe mit teils hochkarätigen Vortragenden. Die letzte von drei Veranstaltungen zu dem Thema habe ich diese Woche besucht. Es ging um die Neubauten von Hochschulen und wie wichtig es ist, Urbanität herzustellen.
Eine Hochschule mit ihren vielfältigen Neubauten sollte eine Stadt – sei es nun Bochum, Zürich, Rom, Amsterdam, Siegen, Singapur oder Shanghai oder sonst eine (Mega)Kommune – in jeder Weise bereichern, die Uni sollte sich als Teil der Stadt betrachten, als Kiez, und nicht als von allem losgelöster Satellit. Und die Studierenden (plus die Doktoranden und wissenschaftlichen Mitarbeiter) sollen menschenfreundliche Innen- und Außenräume angeboten bekommen. Nicht, damit die alle es möglichst kuschelig haben.
Nein, gar nicht! Sondern weil in freundlicher, relaxter Umgebung die Kreativität so richtig auf Touren kommt. Und die Kreativität ist gefragt, nicht so sehr das sture Auswendiglernen überkommener Theorien und Modelle.
Plätze, also durchlässige öffentliche Räume, „wo man sich gern langweilt“, sollte es geben, auch Gästehäuser und Wohnungen. Auch Läden, Cafés und Restaurants.
Alle Referenten appellierten – teils mit Herzblut – an die Politik: „Sorgen Sie für urbanes Flair.“ Alles andere erbringt offenbar eher trostlose Leistungen. In einer noch so feinen Tiefgarage entsteht Kreativität NICHT, sondern bei Treffen zwischen den Vorlesungen, im Grünen oder in einer coolen Kneipe.
Als abschreckendes Beispiel fiel mir da – und der wurde auch ausdrücklich genannt – der Aachener Campus Melaten ein. Für 100te Millionen Euro errichtet, von Technokraten, die etwas erschaffen haben, das gerade wie ein Maschine ist, die es darauf abgesehen hat, Kreativität zu verhindern. Maximal schlecht.







Im Kleinen spielt sich das alles auch im Gewerbegebiet Pascalstraße ab: Null Infrastruktur und inzwischen mehrere tausend Arbeitsplätze, weitere sollen hinzu kommen. Hoffentlich merken die Firmenchefs, dass in ihrem eigenen Firmen-Interesse eine Infrastruktur geschaffen werden muss, und zwar nicht alles im selben Gebäude (wie z. B. in Google-Bauten), sondern außen.








Auch die örtliche Presse hat über diese Veranstaltung berichtet. „Wie wird aus Universität Stadt?“
Das Dazwischen muss gestaltet werden
Grundsätzlich: Es müsste jedes größere Architekturbüro Personal (Stadtplaner*in, mindestens eine/n) einstellen, das sich ausschließlich damit befasst, was sich vor, hinter, neben und zwischen den Neubauten abspielt. Ist dort Platz für das Soziale? Sind dort Begegnungen möglich/erwünscht und werden eigens herbeigeführt? Was spielt sich auf den Zufahrtswegen ab? Sind die in erster Linie für Busse und Pkw geschaffen oder gibt es auch attraktive Fußwege? Haben Räder Vorfahrt?
Unternehmen wie Google bieten den Mitarbeitern nicht aus Menschenliebe Arbeitsplätze, wo das Soziale eine wichtige Rolle spielt. Google macht das ausschließlich, weil das Unternehmen es auf die Leistungen seiner Leute abgesehen hat, auf Kreativität und Innovationen. Diese ergeben sich erst auf Arealen mit Forschungsinstituten mit einer das Soziale fördernden Infrastruktur.
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Auszug aus einem Leserinnen-Brief zu dem Text:
Sie hätten auch noch Fotos machen können von dem „Studierendenwohnheim“ auf diesem Gelände. https://studentencampus-aachen.de/
Diese Wohnungen sind eher für ausländische Studierende gedacht, die dann schon fast in Käfigen hausen, nichts von jeglicher Kultur mitbekommen und dafür auch noch nicht wenig bezahlen. Es ist wirklich eine Unverschämtheit!
Man sollte dazu sagen, dass der „normale Student“ nie nur ansatzweise in die Nähe dieses Campus kommt. Dort findet man zu 90% nur Promotionsstudenten und wissenschaftliche Mitarbeiter der jeweiligen Institute. Die Gebäude sind überwiegend nur Büros und Labore.
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Das ist quatsch.
In dern Instituten am Campus Melaten sind normale Lehrveranstaltungen, wie Praktika oder Übungen. Sogar einige der kleineren, spezialisierteren Vorlesungen finden hier stat. Dazu kommt die Uniklinik, wodurch viele Medizinstudenten sich regelmäßig dort aufhalten. Von Studenten mit HiWi-Jobs bei den dort angesiedelten Instituten Mal abgesehen.
Ich musste in meiner Studienzeit c.a. 2 mal die Woche dort sein, was wegen der unterirdddischen Verkehrsanbindung eher anstrengend war.
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