

Nach offenbar langer, zielgerichteter Planung hat vor einer Woche der Automobilzulieferer Continental (1800 Beschäftigte) mitgeteilt, das Werk in Aachen werde geschlossen. Dort werden derzeit noch hochwertige Autoreifen für SUVs und ähnliche Fahrzeuge produziert.
Die Belegschaft erfuhr davon teils aus der Tageszeitung, war komplett überrascht, die Politik in Stadt und Land ebenfalls. Sie hatten wohl immer gedacht: Da das Werk gute Gewinne erzielt, werde intern nicht darüber nachgedacht, wie an irgendeinem Billiglohn-Standort noch mehr Gewinne gemacht werden könnten. Alle hatten den Vorstand falsch eingeschätzt. Manager, die Geld verdienen, denen ist das niemals genug, niemals.
Nachdem anscheinend im Vorfeld die Großkunden nach längerer Bedenkzeit zugestimmt hatten, die Reifen auch dann abzunehmen, wenn diese nicht in Deutschland hergestellt werden (vermutlich in Osteuropa), ließ der Vorstand die Katze aus dem Sack. Seitdem hagelt es Protestveranstaltungen und Protestbriefe. Es gibt eine Online-Petition, und bei Facebook jede Menge empörter Einträge.
Gewerkschaft, Oberbürgermeister, Landes- und Bundespolitiker sind empört und finden die passenden Worte. Allen voran Ministerpräsident Armin Laschet, der aber auch nebenbei noch den Grünen eine gewisse Mitschuld gibt und ihnen vorwirft, sie hätten stets die eigene Autoindustrie mit Freude kaputtgeredet (s. Aachener Nachrichten, 22. September 2020, 1. Seite). In die gleiche Kerbe hatte tags zuvor schon CDU-Oberbürgermeister-Kandidat Harald Baal gehauen. Und wie!!! Die Grünen (und am Ende noch insbesondere Baals Gegenkandidatin Sibylle Keupen) sind schuld am radikalen Stellenabbau. Kopf auf Tisch.
Die örtliche Presse berichtet, dass bei Continental in Aachen wegen der Corona-Krise zuletzt sogar viele Wochen lang Kurzarbeitergeld beantragt und ausgezahlt worden sei. Beim sogenannten Autogipfel sei zudem mit der Industrie etwas ganz anderes ausgehandelt worden.
Und jetzt das: Ende 2021 soll angeblich Schluss sein in Aachen
Für kommenden Samstag (26. September, 10 Uhr) ist eine Großdemonstration – vom Werk in Rothe Erde bis in die Innenstadt – geplant. Die Conti-Leute freuen sich über viel Solidarität. Am Tag der entscheidenden Aufsichtsratssitzung (30. September) wollen viele Beschäftigte nach Hannover zur Konzernzentrale fahren und dort demonstrieren.
***
s. unbedingt auch den Leserkommentar sowie den Link darin, der eine andere Sicht der Sachlage wiedergibt.
Ganz so unerwartet kann das nicht gekommen sein, oder: Wer konnte da nicht lesen??
Headline Deutschlandlandfunk.de vom 5.3.20:
Betriebsbedingte Kündigungen bei Continental „unvermeidlich“
Von Alexander Budde (s. Link unten)
Hier werden bereits sämtliche „Folterwerkzeuge„ genannt. Und dann sei man „komplett überrascht“?? Traurig genug. Ebenso traurig die Attacke von Herrn Baal gegen die Grünen, wenn er die Conti – Schließung gegen Frau Keupen instrumentalisiert.
https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-betriebsbedingte-kuendigungen-bei-continental.766.de.html?dram:article_id=471821
LikeLike