„Beuys-Skulptur geklaut“ – da haben wir uns kurz erschreckt, als wir die Nachricht im Radio hörten . . . Ja sind wir denn hier in Berlin, wo man sich z. B. 100-Kilo-Gold-Münzen aus den Museen klauen lässt und wo zuletzt Unbekannte auch noch über 60 Kunstwerke beschmieren konnten?
Nein. Was uns kurz empörte, entpuppte sich als eine der besten Kunstaktionen der letzten Jahre. Eine Künstlergruppe mit dem Namen „Frankfurter Hauptschule“ hat die kleine Beuys-Arbeit Capri-Batterie aus einer Ausstellung in Oberhausen geklaut und nach Tansania gebracht. Im Dienste eines höheren Anliegens, sozusagen.
Capri-Batterie (eine Zitrone mit einer gelben Glühbirne) wurde nach Tansania gebracht als Ausgleich für die zahlreichen Kunstgegenstände, die deutsche Kolonialisten von dort gestohlen haben. In Deutschland sind Museumsleute empört, Gleiches mit Gleichem vergelten, das ginge ja mal gar nicht. – Doch.
Es ist eine Aktion, die Politik, Geschichte, Kunst und Kultur und Humor vereint, die mehrdeutig ist und als Video der Nachwelt hoffentlich erhalten bleibt. In deutschen Museen ist allerhand Gestohlenes zu finden. Jedes Mal, wenn man bewundernd vor einem Kunstwerk steht und dann erfährt mit welcher Gewissenlosigkeit und Arroganz unsere Vorfahren Wertgegenstände, die ihnen nicht gehörten, einfach gestohlen haben, ist man doch beschämt, zumindest unangenehm berührt.
Von der Capri-Batterie gibt es übrigens 200 Stück, das gestohlene Objekt befand sich in Oberhausen und war eine Leihgabe eines Museums in Münster. Der Leiter des Museums in Münster trompetete schon in die Weltgeschichte hinein, er sei hereingelegt worden und werde NIE mehr ein Kunstwerk nach Oberhausen ausleihen. – Okay, dann eben nicht.
In Oberhausen wird derzeit an Christoph Schlingensief erinnert, besagte Künstlergruppe ist dabei. Eins ist sicher: Die Aktion hätte Schlingensief gefallen. Insofern: Beifall.
Das Bekennervideo ist sehenswert, es ist ein Kunstwerk mit vielen Anspielungen:
Zum Weiterlesen ein ausführlicher Bericht: hier.