Ein Jahr geht zu Ende – Blick zurück

Ein Rückblick auf 2020 ? – Damit sind wir schnell fertig. Nichts einfacher als ein Rückblick, sagt ein Kollege, es habe ja nur ein einziges großes Thema des Jahres gegeben. Etwas, das es vor 2020 noch nie gab: Den Lockdown. 

Kinderzeichnung, befestigt am Maschendraht der Montessori-Grundschule in der Mataréstraße. Foto: Archiv

Im Lockdown haben wir so viele neue Worte gelernt wie in keinem Jahr zuvor. Mehrere 100 sollen es sein, wie: Aerosole, Balkonchor, SARS CoV 2, Herdenimmunität, Hygienekonzept, Preprintstudie, Maskenpflicht, Präventionsparadox, Ellenbogengruß, Hybridunterricht, Covidioten, Abstandsregel, Superspreader, Homeschooling, Zoomparty  . . . 

Dabei gab es, genau besehen, noch ein zweites großes Thema des Jahres 2020: den zweiten Lockdown – mitsamt Dauer-Diskussionen über verkaufsoffene Sonntage, Skiurlaub ja oder nein, Lockerungen zu Weihnachten, böllern zu Silvester . . .  Es kann eigentlich nur schiefgegangen sein. In 3 Wochen wissen wir mehr. 

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Was hatte 2020 eigentlich nicht mit Corona zu tun? Thomas Kemmerich (FDP) aus Aachen z. B. Der ließ sich in Thüringen von Ultrarechten zum Ministerpräsidenten wählen. Daraufhin wurde ihm ein Blumenstrauß vor die Füße geknallt, in Aachen wurde demonstriert, und schwups war es vorbei mit der Großmannssucht.

Die Schulen waren 2020 ständig Thema. Weil in Aachen und überall jetzt Räume leer stehen, könnte man ja 2021 dort Unterricht stattfinden lassen. In Bibliotheken, Seminarräumen der Hochschulen, Sitzungssälen, Büros, kirchlichen Räumen usw. könnten Kinder gemeinsam arbeiten und betreut werden. Mal sehen, ob das 2021 besser klappt als 2020.

2020 war auch das Podcast-Jahr. Der kluge Professor Drosten, Kommunikator des Jahres, war anfangs täglich zu hören, für viele war er „Podcast-Erstkontakt“. Viele Podcasts gingen 2020 durch die Decke, am Ende hatte jeder und jede was zu sagen. Man hat jetzt seine liebe Not mit der Auswahl in dem ganzen Bla, bla, bla und Blubberdi Blubb. (s. dazu sehr schön:  Medien-Jahresrückblick über die Eleganz von Podcasts als Illustrierten-Ersatz sowie die preußisch-elegante Attitüde von Christian Drosten und Rezo.) 

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Wie jedes Jahr haben herausragende Ereignisse in der „großen weiten Welt“ ihren Widerhall in unserem Heimatstädtchen gefunden. Die Ermordung von George Floyd in den USA setzte die Bewegung „Black Lives Matter“ in Gang, und in ganz Europa und folglich auch in Aachen wurde man sich der Tatsache bewusst, dass die Bezeichnung „Mohren“ für Menschen mit schwarzer oder brauner Haut völlig unpassend ist. Das Aachener Café im Hof wurde endlich umbenannt, es heißt seit 2020 anders als all die Jahre zuvor.

Sexualisierte Gewalt, von katholischen Geistlichen ausgeübt, wurde 2020 wieder ein Stück weiter offengelegt. Das ganze Ausmaß dieser Verbrechen kennen wir nicht, viele schweigen aus Scham über das, was sie als Kinder erlitten haben. 2020 stellt sich raus, dass auch in Aachen Bischöfe verdächtigt werden, versucht zu haben, diese ekelhaften Vorgänge zu vertuschen.

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Zwei Firmen im Ostviertel entlassen ihre sämtlichen Mitarbeiter*innen in eine ungewisse Zukunft: Hutchinson und Continental. Die Aachener e.Go Mobile AG (E-Auto-Firma von Prof. Schuh) kann eine Insolvenz abwenden, findet einen Investor und heißt demnächst Next e. Go SE Die Produktion wurde aber noch nicht wieder aufgenommen. Foto: Archiv

Wir erlebten 2020 eine Kommunalwahl der Extraklasse, eine politische Zeitenwende. All das Zögern und Zaudern und autofreundliche Gehabe der Konservativen war 2020 angesichts einer nahenden Umweltkatastrophe biblischen Ausmaßes – landauf, landab – nicht mehr auszuhalten. Man konnte es tatsächlich nicht mehr ertragen. Die Grünen in NRW erlebten einen Höhenflug, die Kandidatin der Grünen ist jetzt Oberbürgermeisterin von Aachen.

Im Rathaus stellen die Grünen nach der Wahl die größte Fraktion. An ihrer Seite – nach anfänglichem Zögern – stehen SPD und die neue Fraktion „DIE Zukunft“. Die Piraten schnitten bei der Wahl sehr schlecht ab, der Mietvertrag für das Piratenbüro in der Lothringerstraße musste gekündigt werden. Bye, bye Piratenbüro, es war schön in dir.

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Eins ist sicher: So beschissen wie 2020 kann es nicht weitergehen. 2021 wird besser, es wird das Jahr des Impfens. Und des Abschieds von Angela Merkel bei der Bundestagswahl (am 26. September). Vielleicht wird ja ein Aachener dann Bundeskanzler.

Es war paradoxerweise ein erfolgreiches Medienjahr, das zu Ende geht.

Zum Schluß, liebe Leserinnen und liebe Leser, sei euch allen ein gutes 2021 gewünscht. Bleibt oder werdet gesund, damit ihr bei AachenNews.org weiter mitlesen könnt. Ohne Leser*innen ist das Bloggen nämlich doof.

Über AachenNews.org

Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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