
Gut 300 Menschen jeden Alters mögen es gewesen sein, die sich am Sonntag am Chorusberg versammelten. Sie trafen sich mit einem Waldpädagogen aus dem Hambacher Forst, der mit den Baumschützern zu einer Wanderung unter Klimaschutzaspekten eingeladen hatte.
Michael Zobel zeigte sich gut informiert über die Situation in Aachen, darüber, wo es jüngst Abholzungen gegeben hatte und wo weitere folgen werden, u.a. an der Vaalser Straße, wo sich die Aachener Firma Abiomed erweitern und 200 neue Arbeitsplätze schaffen will. Als er in einer kleinen Ansprache auf die besetzten Bäume zeigte und meinte, ohne die Besetzer stünden diese Bäume nicht mehr, gab es Applaus.
Das Grundstück im Aachener Süden war ein kleiner Wald, den 2013 der Aachener Immobilienhändler Gerd Sauren kaufte. 2019 ergab eine Prüfung, dass das Grundstück nicht in Bauland umgewandelt werden sollte. Wenige Monate später ließ Sauren den Großteil des ökologisch wertvollen Waldes roden, was nicht illegal war. Nur die „Habitatsbäume“ blieben stehen.
Am 20. Februar 2021 war es soweit: Die restlichen Bäume sollten ebenfalls gefällt werden, doch auf diesen hatte sich in den frühen Morgenstunden ein halbes Dutzend junger Leute niedergelassen. Die von Sauren bestellten Forstarbeiter zogen unverrichteter Dinge ab. Seitdem sind die Bäume besetzt.
Sauren signalisierte im Gespräch mit der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen die Bereitschaft, das Grundstück (jetzt weitgehend eine Brache) zu verkaufen. Der Preis wird mit Sicherheit extra hoch sein. Dann würde – indirekt – Sauren für seine Rodungen auch noch belohnt.

Mit der Besetzung und der Wanderung soll auf die Klimakrise aufmerksam gemacht werden. Das steht auf einem Flyer, den der Sprecher der Grünen im Aachener Stadtrat, Henning Nießen, heute vor Ort verteilte. Er hat dieser Tage übrigens mitgeteilt, dass er im kommenden Jahr für den NRW-Landtag kandidieren wird. Motto: „Artenvielfalt verteidigen: Auf den Bäumen und im Parlament“.

Die Baumbesetzung am Chorusberg hat inzwischen auch in den Sozialen Medien ihren Widerhall gefunden: bei Twitter, Facebook, Instagram usw. findet man Infos von den Gruppen „Fridays for Future“ und „Ende Gelände Aachen“.