Was für den einen nichts als Müll und Unrat darstellt, ist dem anderen sein größter Schatz und Reichtum. Das haben jetzt auch die Besetzer vom Chorusberg lernen müssen, und mit ihnen die Arbeiter von Stadtbetrieb.
Der Stadtbetrieb hatte – beauftragt von wem auch immer – am Chorusberg sich der Hinterlassenschaften der Besetzer angenommen und vermeintlich „aufgeräumt“. Angeblich wurde eine Menge Unrat entsorgt. Ganz schön viel Arbeit soll das gewesen sein, wie man in der örtlichen Tageszeitung nachlesen konnte. Und auf Kosten der Steuerzahler sei das geschehen, wurde da genüßlich ausgebreitet, so als mache es dem Verfasser der Zeilen Spaß, die Besetzer als verantwortungslose Zeitgenossen und Umweltverschmutzer an den Pranger zu stellen.
Dabei ist es – wer immer sich ans Entsorgen gibt – immer mal ratsam zu fragen: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Diese Frage mutet zwar humorvoll an, ist aber unter kultivierten Leuten heutzutage üblich geworden. Manch einer möchte nämlich das noch verwenden, was ich für absolut unbrauchbar halte. Da nachzufragen ist Pflicht, wenn man Sachen in die graue Tonne befördert, die einem nicht gehören.
Ich erinnere mich noch gut an jenes T-Shirt – verwaschen und ein bisschen eingelaufen – das in jungen Jahren mein absolutes Lieblings-T-Shirt war, das aber von der treusorgenden Mama aus dem Verkehr gezogen wurde. Wie übel! Welcher Verlust, welche Enttäuschung! Es hagelte Vorwürfe, es gab ein echtes Zerwürfnis . . .
So auch jetzt auf dem Chorusberg. Wertvolle Seile seien da entsorgt worden, Paletten, Infomaterial und anderes habe man sich nur zur Seite gelegt, um die Sachen später abzuholen. Material im Wert von hunderten Euro sei unwiderbringlich verloren. Die Empörung ist groß, zu Recht.
Wie kann man nur denken, dass Menschen, die Bäume schützen, gleichzeitig echte Umweltsäue sind? Wie soll das gehen, es sei denn, es sind ganz und gar gespaltene Persönlichkeiten. Hat man angenommen, dass die Besetzer verrückt sind und an dem einen Tag die Natur bewahren wollen und dass ihnen am nächsten Tag Ressourcenschonung und ähnliches am Arsch vorbeigehen?
Das alles erinnert an die Aktion eines Aachener Wirtes, der nach der großen Demonstration von FridaysForFuture (Juni 2019) in Aachen ein Foto von Aachens total vermüllten Straßen nach einem Rosenmontagszug im Internet verbreitete mit dem Hinweis, dies alles seien die Hinterlassenschaften der Demonstranten. Dabei hinterließen 30.000 Demonstrierende Aachens Straßen nach dem Umzug „sauberer als zuvor“, wie von Müllwerkern bestätigt wurde.
Warum wollen manche Menschen glauben, dass die Umweltschützer durch und durch verlogene Typen sind? Dass sie es in Wahrheit gar nicht ernst meinen mit ihrem Bemühen um Ressourcenschonung und Wiederverwendung allen Materials?
Was ist passiert, was für Erfahrungen haben Menschen gemacht, die 2021 noch immer nicht erkannt haben, was für Umweltschützer charakteristisch ist? Dass die nämlich unter allen Umständen (in die Jahre gekommene) Wertstoffe der Umwelt zuliebe aufbereiten und wiederverwenden werden.

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Wo Seile, Kletterwerkzeug, Banner und Plakate als „Unrat“ bezeichnet werden: Hier nachlesen.