Heute ist „Tag des Buches“, ein guter Tag, um mal ein neues Buch vorzustellen. Der Titel des Buches lautet „Monschau“. Es ist ein lesenswerter Roman, erschienen im April 2021, also gerade eben erst, und geschrieben hat ihn Steffen Kopetzky. Von dem hatte ich bis dato noch nie etwas gehört oder gelesen.
„Monschau“ spielt im Jahr 1962, als es im Kreis Monschau einen Pocken-Ausbruch gab. Der Roman schildert im Grunde – zusammen mit vielen erfundenen Ergänzungen – genau die Ereignisse von damals: Ein Ingenieur der Firma Junker hatte die Krankheit aus Indien mit nach Hause (Lammersdorf) gebracht. Er selbst war geimpft, aber er steckte seine kleine Tochter an und die wiederum andere.
In der Eifel reden derzeit viele, meist ältere Menschen über 1962. „Es ist genau wie ’62“, hört man immer wieder. Aber die Leute wissen gar nicht, wie sehr sich die Abfolge der Ereignisse gleicht. Nicht nur, dass die Krankheit durch einen internationalen Geschäftsaustausch zu uns gelangte. Es richtete sich zum Beispiel auch damals wie heute der Unmut der Bevölkerung auf diejenigen Wissenschaftler und Mediziner, die ihnen dauernd die schärfsten Quarantäne-Maßnahmen aufbrummen wollten.

Die Menschen wollten vor 60 Jahren Karneval feiern. Sie durften nicht feiern, tun es aber doch. Und wie! Sie singen im Roman überaus fröhlich: „Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang.“ Eindrucksvoll, wie der Autor die Karnevals-Party in einem Saal in Düren beschreibt, wohin die lebenslustigen Eifeler gingen, um mal den ganzen Stress mit der Pandemie zu vergessen.
Die Firma Junker heißt in dem Buch Rither und ist in erster Line daran interessiert, die Produktion von Maschinen am Laufen zu halten. Maschinen, die 1962 tatsächlich schon in alle Welt exportiert wurden, so kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieg. Das dufte damals, davon sind in dem Buch die Firmenchefs und die Politiker felsenfest überzeugt, nicht passieren, dass die Produktion in Gefahr geriet.
Die Pocken sind eine tödliche Infektionskrankheit, hochansteckend. Davon berichtet der Autor im Roman, eklig. Allerdings gab es damals niemanden, der die Gefährlichkeit der Krankheit bezweifelt hätte. Mit dem erkrankten Kind fühlte sich das Krankenhaus in Simmerath überfordert, in Aachen im Klinikum lehnten die Ärzte die Aufnahme ab. Das Kind wird zurück nach Simmerath gebracht, fürchterlich.
Schön ist, wie Kopetzky die Details der Bekämpfung und die damalige Zeit im Roman gegenwärtig werden lässt: Die Zigarettenmarken, die Autos, die Musik, die man damals hörte, die Autoren, die man las. Kubakrise, Politiker (wie Kennedy) werden erwähnt, Erhard und Adenauer, das Lebensgefühl jener Zeit, als ein junger Minister bei einer Sturmflut in Hamburg die Initiative ergriff, als Frauen nur ausnahmsweise berufstätig sein durften. Anfang der 1960er Jahre eben.
Es gibt – zentral – auch eine Liebesgeschichte in dem Roman, etwas kitschig, aber so mag es damals zugegangen sein.
***
Das Buch (352 Seiten) gibt es z. B. in Aachen in der Buchhandlung Backhaus, Jakobstraße. Es kostet 22 Euro, ihr könnt es via Mail (mail@backhausbuch.de) bestellen und werdet darüber informiert, ab wann ihr es abholen könnt.
***
Dazu auch sehr interessant das Interview des WDR mit dem Autor, hier
und zum Weiterlesen: Leider kein Einzelfall – Schon im 19. Jahrhundert gab es gegen bestimmte, besonders gefährliche Krankheiten zur Auslöschung nur das Mittel der strengen Quarantäne.