Auf dem Templergraben: Als gäbe es keine Gitter und keine Verbotsschilder

Reagierte unfreundlich, als er von einem Fahrradfahrer drauf hingewiesen wurde, dass er sich auf einem Stück Straße befindet, auf dem er nicht hätte sein dürfen: ein Autofahrer (von vielen) auf dem Templergraben.

Gestern im Reallabor auf dem Templergraben in Aachen. Dort soll erprobt werden, ob eine Straße auch ein Ort der Begegnung sein kann, und ob sich das System Innenstadtverkehr verbessern lässt. Es war genau so, wie Bernd Müllender es in seinem TAZ-Bericht („Lerneffekte im Reallabor“) dargestellt hat: Alle paar Minuten zischte ein Kraftfahrzeug am RWTH-Hauptgebäude und am Super C vorbei, als gäbe es keine Gitter und keine Verbotsschilder.

Und auch das war zu beobachten: Wenn Fahrradfahrer*innen die Geisterfahrer über die Sperrung informierten, reagierten diese unfreundlich. So ist der Art: Man lasse sich doch von einem Fahrradfahrer nicht die Verkehrsregeln erklären. Tja.

Bis die Ordnungsmacht in Gestalt zweier Polizistinnen aufkreuzt und sich der Sache annimmt.

Zwei Polizistinnen stoppen Autofahrer*innen und verlangen als erstes „Ausweis und Autopapiere bitte“.

Sperrschilder scheinen für manche Zeitgenossen nur freundliche Empfehlungen zu sein, denen man nicht unbedingt entsprechen muss.

Vier Monate lang wird das 260 Meter lange Straßenstück zwischen Wüllnerstraße und Schinkelstraße allein Radlern und Bussen, dem Lieferverkehr und den Fußgänger*innen vorbehalten sein. Unterdessen sollte man unter Kommunalpolitiker*innen die Frage diskutieren, ob man – nach einem grandios absolvierten Radentscheid – nicht einfach mit dem Umbau des Straßenverkehrs beginnen sollte und sich Reallabore sparen kann, mittels denen der weniger fahrradfreundliche Teil der Bevölkerung die Vorzüge der Entschleunigung kennenlernen soll. Die Gegner fußgänger- und fahrradfreundlicher Verkehrswege sind ja noch nicht mal mit Zahlen zu Verkehrstoten und -verletzten zum Einlenken zu bewegen.

Vor dem Super C in Aachen.

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Eine Antwort zu Auf dem Templergraben: Als gäbe es keine Gitter und keine Verbotsschilder

  1. Array schreibt:

    Ich war am Tag der Eröffnung des Reallabors am Templergraben. Zuerst waren die Verkehrskadetten vor Ort und haben mit ihrer Ansprache die Verkehrsregeln durchgesetzt. Nachdem die hohen Damen und Herren (OB Keupen, Rektor Rüdiger, Entourage und MedienberichterstatterInnen gegangen waren) verschwanden auch die Verkehrskadetten und Autofahrer fuhren wieder im Minutentakt über den Templergraben.
    Was lernen wir daraus? Verkehrsschilder alleine helfen nur sehr bedingt auf dem Weg zu einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Stadt.

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