Eine Problem-Brücke, ein später Karlspreis und ein riesiger Flughafen, der noch wachsen soll

Es ist Montag und wir fragen uns: worüber wird geredet, was ist wichtig, was interessiert Leserinnen und Leser und was nicht?

Heißestes Thema in Aachen ist nicht der Flughafen-Ausbau in Lüttich (s. unten) und schon gar nicht das neue Wolfsrudel in der Eifel (s. unten). Es ist der Abriss einer Brücke und die dazu nötige Sperrung der Turmstraße. Bis Mai 2022 müssen wir mindestens noch warten, dann kommt über die Brücke – mehrere Monate lang – keine Maus mehr drüber. Es wird auch keine Behelfsbrücke geben, wie zunächst versprochen, denn Behelfsbrücken  werden restlos alle in den Flutgebieten gebraucht. Im Dezember 2023 soll die neue Brücke stehen. 

Immerhin bleibt genügend Zeit, sich auf die Vollsperrung der Turmstraße einzustellen. Bei Facebook werden schon Umleitungen auf Skizzen dargestellt, sehr interessant. Verschieben lässt sich der Abriss der Brücke nicht, unter anderem weil die Bahn bereits ihre Fahrpläne für die Zeit der Sperrung umgestellt hat. Die Brücke ist übrigens so kaputt . . . wenn man dazu Einzelheiten erfährt, möchte man eigentlich schon jetzt lieber nicht dort entlangfahren, ehrlich gesagt. 

Diese Brücke (Turmstraße) wird ab Mai nächsten Jahres abgerissen, die vielbefahrene Straße wird 17 Monate lang gesperrt, die neue Brücke soll im Dezember 2023 fertig sein. Fotos: AachenNews Archiv

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Die Verleihung des Karlspreis 2020/21 ist nachgeholt worden. Den Karlspreis – ein wichtiger europäischen Preis – erhielt Rumäniens Staatspräsident Iohannis. Der Tag der Verleihung läuft seit mindestens 20 Jahren immer nach dem gleichen Schema ab. Und immer bekommt den Preis ein Politiker älteren Semesters – so als gäbe es keine Frauen, Wissenschaftler, Künstler, überhaupt niemand sonst auf der Welt, der anders ist als alt, männlich, weiß und eine hohe Auszeichnung verdient hätte. Soll das in den 2020er Jahren immer so weitergehen?

Wie schön übrigens, dass wir in Aachen jetzt eine Oberbürgermeisterin haben. Erstmals konnte man erleben, dass rundum – vor so großem Publikum – auch Frauen in der Eröffnungsrede angesprochen wurden. Sibylle Keupen machte bei ihrer Premiere – mit der prächtigen Oberbürgermeister-Kette ausgestattet – ihre Sache sehr gut. Sie ging in ihrer Rede auf DAS Thema unserer Zeit ein: die Klimakrise. Sie ist im Gegensatz zu anderen wirklich sehr nah dran an den Themen, die auch junge Menschen umtreiben.

Hier am Rande erwähnt: Europäer blicken auf die Briten, die vor leeren Supermarktregalen stehen. Wegen strenger Einwanderungsregeln nach dem Brexit gibt es eine Versorgungskrise, dort fehlt in immer mehr Bereichen das Personal. Prognose: Nach den Lastwagenfahrern werden ihnen bald auch Ärzte/Ärztinnen und Krankenschwestern fehlen. AachenNews hatte seinerzeit vorausgesagt, „dass wir noch Carepakete ins Königreich werden schicken müssen“. Genau ein Jahr später als prognostiziert . . . ist das jetzt offenbar eingetroffen. 

Schöne Feier, schöne Reden für Rumäniens Staatspräsident Iohannis. Rund 300 zufällig vorbeigekommene Zaungäste freuten sich am Samstag auf dem Markt mit dem sichtlich glücklichen Preisträger.

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Am 8. Februar ging es los, aus der Eissporthalle ist ein Impfzentrum geworden, die Menschen kommen in Massen, über 424.000 werden geimpft. Jetzt ist Schluss, die Halle wurde letzten Freitag geschlossen, dort können wir ab 16. Oktober wieder dem Nachwuchs das Schlittschuhlaufen beibringen. 

Wenige Tage vor Toresschluss gab es noch einen handfesten Skandal: Mehrere Mitarbeiter*innen wurden bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen, sie sollen Impfzertifikate gefälscht, Arztpraxis-Stempel gestohlen haben, eine Tasche voll Bargeld wurde in einem Spind gefunden. Die Kripo stellte das Beweismaterial sicher und ermittelt. Wenn der Fall vor Gericht aufgerollt wird, werden wir mehr erfahren. Man muss nur die Gerichtsberichterstattung verfolgen. Hier weiterlesen.

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Ein echtes Erfolgsprojekt ist der Vennbahnradweg, er verbindet die Stadtmitte mit den Ortsteilen Brand, Hahn und Walheim. Hunderte radeln, laufen, skaten pro Woche von Aachen nach Brand und umgekehrt. Der Weg ist oft übervoll, er soll auf 400 Metern (Nähe Rothe Erde, parallel zum Eisenbahnweg) von 2.50 Meter auf 3,50 Meter verbreitert werden. Über 3000 Quadratmeter Boden werden dazu versiegelt, die Naturschützer hängen vor Empörung quer unter der Decke. Zerstörerische Eingriffe in Natur und Landschaft durch Flächenversiegelung sind ihnen ein Graus. 

Dabei wird der Vennbahnweg verbreitert, damit insgesamt mehr Menschen vom Auto aufs Fahrrad umsteigen. Wenn es nicht gelingt, den Autoverkehr zu reduzieren und die CO2-Emissionen zu verringern, dann werden auch bald die Naturschützer nicht mehr viel an Tieren und Pflanzen zu schützen haben. Werden die das verstehen? Wahrscheinlich nicht.

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Durch gewisse verwandtschaftliche Kontakte gelangen Infos über ein kleines Wolfsrudel zu AachenNews. Ein Wolfspaar mit mindestens drei Jungtieren ist im Belgien-nahen Bereich der Eifel unterwegs. Diese Wölfe haben gelegentlich Hunger, Schafe werden deshalb nachts eingeschlossen, und prompt wurde angeblich ein Wolf am hellichten Tag gesehen. In Kalterherberg, Mützenich und Konzen trauchte jeweils ein Wolf auf, riss Schafe und wenn das nicht brandgefährlich ist, dann wissen wir es auch nicht.

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Leute von der Regionetz haben vor dem Kreuzigungsdenkmal zwischen Jakobsstraße und Vaalser Straße Skelettreste gefunden. Angeblich jahrhundertealte Knochen, ein Gewaltverbrechen sei ausgeschlossen, so wurde mitgeteilt. Stadtarchäologe Andreas Schaub ist jetzt mit dem Fund befasst. Er meint, es sei „ein Individuum in ordentlicher Bestattungslage“ gefunden worden, außerdem Teile von insgesamt drei nebeneinanderliegenden Gräbern und ein eiserner Nagel eines nicht mehr erhaltenen hölzernen Sargs.
Historiker Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, beruft sich auf den früheren Aachener Bau- und Geschichtsforscher Carl Rhoen, der im 19. Jahrhundert über Bestattungen in St. Jakob, sowohl im Inneren der Kirche als auch im umgebenden Kirchhof berichtete. Das teilte das Presseamt mit. Naturwissenschaftliche Datierungsmethoden werden bald Auskunft darüber geben, aus welcher Zeit die entdeckten Bestattungen genau stammen.

Grausiger Fund. Plötzlich liegt da ein Skelett im Boden in der Jakobstraße in Nähe der Kirche. Foto: Stadt Aachen

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Vorerst vereint im Widerstand ist die Kommunalpolitik derzeit noch, wenn es um den geplanten Ausbau des Flughafens in Lüttich-Bierset geht. Dort ist einer der größten und wichtigsten Umschlagplätze Europas entstanden und der soll noch gewaltig ausgebaut werden und wachsen.

Der chinesische Handelsgigant Alibaba (Konkurrent von Amazon) will von dort aus ganz Europa versorgen. Fluglärm wird die Nachtruhe der Menschen in Laurensberg, Vaalserquartier und am Steppenberg empfindlich stören, sie beschweren sich bereits jetzt massiv. Der Rat plant eine Resolution (soll kommenden Mittwoch im Rat beschlossen werden), die Kommunalpolitik will auf die belgischen Behörden und die Bundesregierung einwirken. Was beim belgischen Kernkraftwerk Tihange gelungen ist – „Fahrplan für den Ausstieg steht“ – soll jetzt beim Flughafen-Ausbau wiederholt werden. 

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2 Antworten zu Eine Problem-Brücke, ein später Karlspreis und ein riesiger Flughafen, der noch wachsen soll

  1. Kai schreibt:

    Ich bin mir sicher, dass alle Bürger der Stadt Aachen/Europas in den vorigen Eröffnungsreden beim Karlspreis mit angesprochen wurden.

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    • AachenNews.org schreibt:

      Frauen wurden nur indirekt erwähnt, sie waren stets „mitgemeint“. Keupen hat das Binnen-I ausgesprochen, und das ist einfach viel deutlicher als bei Nennung der männlichen Form mitgemeint zu sein.

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