Trotz Hinweisen: Kaum eine/r hält sich dran

Die Fußgängerzone in Burtscheid, vor 9 Uhr am Morgen. Pedaltreter müssen absteigen, Lieferwagen müssen Ladezeiten beachten. Tun sie aber nicht.

In der Kapellenstraße in Burtscheid kommt es zu immer mehr Beinah-Unfällen. Denn in dieser schönen Fußgängerzone, wo man alle Dinge des täglichen Lebens prima einkaufen kann und von Leerstand nicht die Rede ist, da brettern die Pedalritter*innen durch wie nichts. Zusätzlich verstopfen Lieferwagen – gerne auch außerhalb der Ladezeiten – die Straße. Beschwerden der Bürger*innen haben jüngst Politik und Stadtverwaltung erreicht.

Klagen gab es schon immer, doch die Situation hat sich zugespitzt (sonst würden sich auch die Bürger*innen nicht so heftig beschweren). Die Kapellenstraße hat auch deshalb so viele Probleme, weil die Cafés und Restaurants so viel Zulauf haben. Da trifft man sich und verbringt eine gute Zeit: Restaurant Ferbers, Café Lammerskötter, Lenis Laden, Piccolino, Mercado (um nur einige zu nennen).

Die Kapellenstraße ist für viele Radler eine Durchfahrtsstraße. Man müsste den Burtscheider Markt so umbauen, dass dort nur noch Fußgänger passieren können (in Richtung Dammstraße). Oder – andere Lösung – man baut direkt eine Fahrradspur mitten auf die Straße, um den Radfahrern ihren Platz zu gewähren. Es steigen ja doch immer mehr um aufs Rad, der Trend wird anhalten.

Die Fahrradfahrer*innen, das muss mal deutlich gesagt werden, machen viel falsch: Sie fahren zu schnell, besonders fahren sie oft zu schnell auf die Kreuzungen zu. Sie haben keine reflektierende Kleidung, manche haben noch nicht mal vorne und hinten Licht am Rad. Zu viele tragen keine Helme und brettern zu oft über Bürgersteige. Generell fühlen sie sich von Menschen, die zu Fuß oder im Auto unterwegs sind blöd angemacht, wenn die ihnen was hinterherrufen.

Weitere Ausführungen über Radler*innen verbieten sich an dieser Stelle, da einst nach einem – m.E. solide begründeten – Plädoyer für die Ausstattung der E-Bikes mit Nummernschildern ein AachenNews-Leser aus Oberforstbach sein Abo gekündigt hat.

Wir sind jetzt natürlich gespannt, welche Lösungen die Verwaltung für die Situation in Burtscheid vorschlägt.

Mit dem Fahrrad über das Kopfsteinpflaster fährt es sich schlecht. Da bevorzugen die Menschen auf den Rädern schon eher die glatten Steine an den Seiten. Dort geraten sie mit älteren Menschen aneinander, die nicht schnell genug zur Seite springen können.

UPDATE. Auf diesen Text haben bei Facebook mehrere Personen reagiert. Zwei erleben die Situation in Burtscheid komplett anders, als in dem Text oben dargestellt.

Christine Frels schreibt:

„Ich gehe Vormittags sehr oft mit meinen Tageskindern in die Fußgängerzone, und die Kinder können nicht dort laufen, ich schiebe sie im Wagen. Alles steht voller Autos, LKW, da ist halt Ladezeit und damit regelrecht Rushhour. Aber mit dem Fahrrad ist mir da noch selten jemand negativ ins Auge gefallen. Und ich achte darauf, weil ich in der Burtscheid Gruppe diese Diskussion schon öfter verfolgt habe und z.B. Jonas Paul die Problematik eher so wie ich sieht.

Es stimmt einfach nicht, dass sich „kaum jemand“ daran hält. Sehr viele Radler*innen steigen ab und schieben und viele fahren wenn, dann vernünftig. Rasende Radler*innen erlebe ich dort als Ausnahme, nicht als Regel! Da parken nämlich auch Privatwagen, fahren die Autos auch um 16 Uhr rein . . . Ich finde auch die Dimensionen der Ladezeiten krass. 6 Stunden Vormittags und Nachmittags nochmal 2,5 Stunden? Gerade für die Kitas und Tagespflegen ist da gefühlt immer alles voller Autos.Und das Ordnungsamt kontrolliert da sehr gerne die Regelung zum Fahrradfahren, parkende KFZ lassen sie aber unbeachtet.“

Jonas Paul schreibt:

„Christine, Du bringst es gut auf den Punkt. Bevor dem Artikel frage ich mich ernsthaft, ob Margret Vallot ein Praktikum bei Robert Esser gemacht hat. „Pedalritter“, die durch die Fußgängerzone „brettern“? Das ist nicht nur an der Realität vorbei, sondern auch eine absolut unsachliche und herabwürdigende Titulierung.

Zudem gibt es keinerlei Vorschriften, das Radfahrende „reflektierende Kleidung“ tragen müssten, oder sie nur langsam an Kreuzungen heranfahren dürften. Das als Fehler zu deklarieren, während der private Kfz-Verkehr bekanntlich in der Fußgängerzone, nicht der Lieferverkehr jenseits der Lieferzeiten, nicht einmal angemahnt wird, ist grotesk. Besonders erst krass ist der Sattelschlepper, der den Edeka beliefert und dazu ohne Einweisung, quasi blind, rückwärts durch die halbe Fußgängerzone fährt. Die Tatsache, dass sich Menschen lauthals über Radverkehr beschweren, ist übrigens kein Beweis dafür, dass das Problem tatsächlich so massiv ist, oder diese Menschen für die Mehrheit sprechen.“

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Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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Eine Antwort zu Trotz Hinweisen: Kaum eine/r hält sich dran

  1. Norbert Greuel schreibt:

    Ich wohne in Burscheid und fahre sehr oft mit dem Fahrrad durch Aachen. Auch in Burscheid fahre ich meistens, etwas mehr als Schritttempo, viel Seitenabstand, um niemanden zu erschrecken, wenn viele Fußgänger unterwegs sind, steige ich ab. Das wäre für mich die Lösung, die es in vielen Städten Europas gibt. Jeder übernimmt Verantwortung für alle anderen mit. Jeder verhält sich so, dass niemand sich behindert oder belästigt fühlt. „Wenn’s eng wird, steige ich ab“ – steht dann z.B. auf Schildern in Bozen. Wahrscheinlich wäre es gut, in den Schulen und der FH darauf hinzuweisen, zum anderen könnten bauliche Lösungen die Verantwortlichkeit unterstützen.

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