Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als Archivale des Monats. Das Archivale des Monats Dezember 2021 zeigt den Antrag der Firmenleitung des Warenhauses Tietz vom November 1928, einen Weihnachtsbaum auf dem Aachener Markt aufzustellen.
Was heute ein längst alljährlich gewohntes Bild ist, ist in Aachen 1928 auf Initiative des Warenhauses Tietz entstanden – die Aufstellung eines Weihnachtsbaums auf dem Marktplatz in Aachen war nämlich eine Idee der Firmenleitung in Aachen in Person von Ernst Pintus.
In dem unten präsentierten Antrag schrieb er am 29. November 1928 an die Stadt: „In den letzten Jahren hat sich in verschiedenen deutschen Städten eine Sitte eingeführt, die wohl aus Amerika herübergekommen ist, auf öffentlichen Plätzen einen Weihnachtsbaum mit elektrischer Beleuchtung aufzustellen. Wir erlauben uns die Anregung, auch hier in Aachen auf dem historischen Marktplatz einen Weihnachtsbaum von Anfang Dezember bis Weihnachten aufzustellen, der an das städtische Lichtnetz angeschlossen wird.“
Weiter heißt es in dem Antrag: „Wir erklären uns bereit, den Baum zu stiften, für die Aufstellung und Installation der Beleuchtung zu sorgen, wenn das Elektrizitätswerk seinerseits uns den Anschluss der Lichtleitung ermöglichen wird. […] Für die Grosskölnstraße haben die Hausbesitzer eine besondere Weihnachts-Lichtdekoration beschlossen und genehmigt erhalten und wir glauben, dass als Abschluss dazu ein Weihnachtsbaum auf dem Marktplatze besonders schön wirken wird. Ueber den Aufstellungsort, ob auf dem Marktplatz oder auf dem Platz vor dem Brunnen, wäre natürlich auch noch zu unterhandeln.“
Der Baum sollte dann auf dem Marktplatz aufgestellt werden, entschied die städtische Bauverwaltung. An dem Baum durfte keine Reklame angebracht werden. Zusätzlich beschied die Bauverwaltung: Der Baum „muß eine ausreichende Standsicherheit haben, die auch einem stärkeren Sturm Widerstand leisten kann. Er darf nicht feuergefährlich oder belästigend sein.“
Die Korrespondenz wurde in einer Bauakte zum Tietz-Gebäude überliefert. Sie zeigt, dass der Konzern sich aktiv am öffentlichen sozialen Leben der Stadt beteiligte; sicherlich war es auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, mit einer solch neuen Attraktion möglichst viele Aachenerinnen und Aachener zum Standort des Warenhauses zu locken. Die städtische Baupolizei genehmigte die Aufstellung eines Baumes für den Zeitraum vom 12. bis 27. Dezember 1928. Alle Kosten trug das Unternehmen.

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Diese Quelle wird mit 50 anderen im neuen Quellenband des Stadtarchivs Aachen mit dem Titel „Das Warenhaus Tietz in Aachen – Ein Bauwerk im Spannungsfeld von Zeitgeschichte und Architektur“ (Aus den Quellen des Stadtarchivs Aachen, Band 5), ISBN: 978-3-00-069326-7, vorgestellt. Das Buch umfasst Beiträge von Professor Dr. Daniel Lohmann und Maike Scholz, die das ehemalige Warenhaus Tietz – nach der so genannten Arisierung ab 1933: Kaufhof – aus der Perspektive der Bau- und Architekturgeschichte vorstellen, sowie von Dr. Thomas Müller und Dr. René Rohrkamp, die den „Tietze Lejjenad“ in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt verorten.
Der Band umfasst 240 Seiten, vier großformatige Beilagen und eine Großpostkarte. Das Buch ist ab dem 13. Dezember für 25 Euro beim Stadtarchiv (Tel.: 0241 432 4972 oder unter stadtarchiv@mail.aachen.de ) sowie im lokalen Buchhandel erhältlich.