Mal eine – vermutlich – einsame Einzelmeinung zu Katar

Mich erstaunt das Ausmaß an Kritik, das an Katar und seiner Fußball-Weltmeisterschaft geübt wird. Die ganze Aufregung finde ich etwas übertrieben. Meine Güte, gehts noch? 

Die Menschen dort waren vor wenigen Jahrzehnten noch bettelarm und versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Sie wollen sich in die moderne Zeit reinschrauben, in eine Zukunft, die ihre und nicht unsere ist, klar. Es ist ein kleines Land, auf dem wird rumgetrampelt, was man sich bei China und Rußland nicht getraut hat. 

Als die Olympischen Spiele in Peking stattfanden, war die Kritik längst nicht so krass. Dabei ist China ein Land, wo es nicht einen Funken politische Freiheit gibt. Die Kataris geben sich wenigstens Mühe. Die wissen auch, dass sie noch viel aufzuholen haben an politischen Freiheiten usw. Als alles nach Rußland blickte, nach Sotschi, 2014, olympische Winterspiele, hatte Russland schon Teile der Ukraine besetzt. Oppositionelle landeten in Straflagern. Im Zuge der Bauarbeiten für die Olympischen Winterspiele 2014 wurden in Sotschi tausende Bürger zwangsenteignet und umgesiedelt. 

12 Prozent der Einwohner in Katar sind Einheimische, alle anderen sind sog. Gastarbeiter, die schuften für wenig Geld. Viele Menschen sind beim Bau der Stadien gestorben, alles wahre Katastrophen. Mehrere 100.000 Menschen haben zugleich dort ihren Lebensunterhalt verdient, haben ihre Existenz gesichert, ihren Familien Geld geschickt. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was in Deutschland los wäre, wenn es hier so viele ausländische Arbeiter gäbe. 

Erstaunlich auch, wie häufig bei Katar die Diskriminierung der LGBTQ-Personen angesprochen wird. Aber es werden in jedem muslimischen Land Menschen mit abweichendem sexuellen Verhalten verfolgt. Auch in Ägypten zum Beispiel, wo jetzt die Staatschefs der Welt sich zur Weltklimakonferenz getroffen haben. Was meint ihr, was die dort mit Homosexuellen machen? 

Gekaufte Fußball-Weltmeisterschaft? Da kann man in Deutschland ja mitreden. Diese Spiele werden immer gekauft, nehme ich stark an. Wie auch die Fußballspieler. Warum spielen sie in den Vereinen? Weil sie gekauft wurden. Fußball ist Kommerz und Entertainment, sonst nichts.

Wenn es nur in den Ländern sportliche Großereignisse von Weltrang gäbe, wo es keine Menschenrechtsverletzungen gibt, wäre die Auswahl ziemlich klein. Korrupte Vergabe, geknechtete Arbeiter, sinnlose Bauten . . . (alles wie immer) sollen auf einmal bewirken, dass man sich die Spiele und die Berichterstattung im TV nicht mehr ansieht. Hallo? Hinsehen ist angesagt, nicht wegsehen.

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3 Antworten zu Mal eine – vermutlich – einsame Einzelmeinung zu Katar

  1. Michael schreibt:

    > 12 Prozent der Einwohner in Katar sind sog. Gastarbeiter, […]

    Entweder haben Sie sich da verschrieben oder eventuell was falsch verstanden. Das Verhältnis von Katarern zu Gastarbeitern ist genau umgekehrt.

    Siehe Wikipedia:
    „Foreign workers amount to around 88% of the population, …“
    (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Demographics_of_Qatar)

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  2. Linda schreibt:

    Einfach super dieser Beitrag!

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