Prima Idee: 5 Euro pro Spiel an Amnesty zahlen

Der Aachener Journalist Bernd Müllender hat zusammen mit dem Hamburger Oliver Domzalski in der Berliner Tageszeitung „taz“ vor einigen Tagen eine kleine Kampagne gestartet. WM im Schurkenstaat Katar – nur gucken gegen Zahlungen an Amnesty International.

Viele machen schon mit, sogar international: Es gibt Überweisungen und Zusagen aus Neuseeland, Japan, Belgien und Holland.

„Schauen mit Gewissen“ ist der TAZ-Artikel (erschienen 19.11. 22) überschrieben. Und die rettende Idee wird wie folgt begründet: „Nichts spricht für diese WM. Eine frauen- und schwulenfeindliche Ausbeuter-Diktatur als Gastgeber, das Ereignis vergeben durch die Mafifa. Jede Tribüne könnte man, Sitz für Sitz, mit Gedenktafeln für die Todesopfer unter den Bauarbeitern füllen.“

Wohl wahr. Nicht wenige Fußball-Fans schauen schuldbewusst und freudlos. (Na ja, nach dem gestrigen Spiel geht es wieder.) Müllender und Oliver Domzalski kommen erst mal Zweifel. Sie haben mit dem Boykott so ihre Probleme und fragen sich: „Ist es politisch überhaupt sinnvoll, das Erlebnis WM von einer Diktatur vermiesen zu lassen? Wertet man das Regime so nicht eher auf? Und überhaupt: Wer kriegt denn mit, dass ich nicht gucke? Was bewirkt das überhaupt?“

Tja, gute Fragen. Und dann entwickeln sie ihre Idee, die bis jetzt schon Erfolge verzeichnet:

„Wir gucken! Und zahlen 5 Euro „Eintritt“ pro Spiel an Amnesty International. Jugendliche bis 18 die Hälfte; man kann das gern auch sozial weiter staffeln, auch nach oben: also FDP-Wähler*innen und andere Gut­ver­die­ne­r*in­nen zahlen 10 Euro oder mehr – freiwillig. Ersatzweise gibt es eine Flatrate für die vollends Fußballsüchtigen: Ganze WM 150 Euro, Thema abgehakt.“

Da jubelt das betäubte Gewissen. Ja, aber Amnesty eben auch, weiß Müllender und freut sich. Er rät: „Lasst Twitter und Facebook glühen von der Idee.“

Das Finale soll übrigens zahlungsfrei sein, (…) „weil ein Endspiel allgemein historische Bedeutung hat“. Zudem helfe die Ausnahme auch aus organisatorischen Gründen: „So kann bitte jede Gruppe, jedeR Ein­zel­spen­de­r*in uns bis Samstagabend vor dem Endspiel die gesammelte Summe mitteilen – an eintritt@taz.de. “

Bernd Müllender und Oliver Domzalski addieren am Schluss und versprechen: Sie geben das stattliche Ergebnis nach dem Finale bekannt. 

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2 Antworten zu Prima Idee: 5 Euro pro Spiel an Amnesty zahlen

  1. Bernd Müllender schreibt:

    Klar kann man das vordergründig Ablass nennen. Aber dazu kann einem durchaus noch mehr einfallen: Zum Beispiel, dass Amnesty dann von der Fußballleidenschaft (oder -sucht) profitiert. Wohlfühlgucken wird daraus nicht. Und niemand wird einen Boykott abblasen, weil er oder sie 5 Euro zahlt. Also: Win-Win.

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  2. Anonymous schreibt:

    Moderner Ablasshandel, mehr fällt mir dazu nicht ein, Hauptsache wohlfühlen

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