Tageszeitungen im Umbruch

Was wird aus unseren Tageszeitungen? 

Der Berliner „Tagesspiegel“ hat sich neu erfunden, ist jetzt dicker und vom Format her kleiner, und bei „Bild“ und „Welt“ kündigen sich ebenfalls große Veränderungen an. Springer-Chef Mathias Döpfner spricht von „tiefgreifenden Umstrukturierungen und Kostensenkungen“. Nicht zuletzt werden in Aachen die „Nachrichten“ gänzlich von der Bildfläche verschwinden. 

Offenlage: Ich liebe Zeitungen, gehöre aber nicht zur Zielgruppe der Unter-30-Jährigen. Ich bin ein Fan von Gedrucktem, lese auch gern Bücher. Ich finde die Abgeschlossenheit von Zeitungen schön, man hat etwas in der Hand, was für den heutigen Tag fertig und gut ist, was nicht mehr verändert wird. Das entspannt. 

Die Plattformen im Internet dagegen sind nie am Ende, sind endlos, rastlos, der Fluß der Nachrichten geht immer weiter. Die Endlosigkeit des Netzes ermüdet. 

Schon lange sieht man in Bus und Bahn niemand mehr in einer Tageszeitung lesen. Wir sind eine digitale Gesellschaft und schauen in unsere Handys auf einen nie versiegenden, riesenhaften Strom von Infos. Darunter viel Hass und Quatsch, aber auch Witziges. Das kostet Aufmerksamkeit, wer kann sich da noch konzentrieren? 

Zeitungen herauszugeben (auf totem Holz) das sei umweltschädlich, hört man manchmal. Stimmt aber nicht. Das Internet ist viel umweltschädlicher, was kaum eine/r weiß. 

Print hat sich bis zur Jahrtausendwende sehr gut mit Werbung finanziert. Das klappt sogar heute noch – nur eingeschränkt. Der Kleinanzeigenmarkt ist komplett weggebrochen, die Werbung ist in die sozialen Netzwerke abgewandert. Dort einzusteigen, das haben die Verleger verpasst, und ein neues Geschäftsmodel ist ihnen bis jetzt nicht eingefallen. 

Dazu haben sich wegen diverser Krisen die Papierpreise fast verdreifach. Die Tageszeitung wird immer teurer. Und außerdem: Wer hat eigentlich noch die Zeit (eine knappe Stunde am Tag), so viel Text zu lesen? Lohnt es sich, eine Zeitung zu abonnieren, die man mehrmals pro Woche ungelesen wegwerfen muss? Wäre es nicht besser, die Erscheinungsweise umzustellen auf 3 mal pro Woche – montags, mittwochs und samstags?

Ein Beispiel: Baumbesetzung am Chorusberg im Februar 2021. Über Mangel an Infos konnten sich zumindest Zeitungsleser*innen nicht beklagen. Doch wer hat noch Zeit, so viel zu lesen? Foto: AachenNews Archiv

Eine Stadt oder Gemeinde ohne Tageszeitung ist eine arme Kommune. Da fehlt es an Kontrolle der Politik durch unabhängige Journalist*innen, die recherchieren, kommentieren und Anfeindungen durch Leser*innen, Geschäftsleute und Kommunalpolitiker*innen nicht aus dem Weg gehen. Die am Ende einer Ratsperiode fragen: Was ist aus den Wahlversprechen geworden? Nichts? Wurde die Gemeinde, die Stadt gut verwaltet? Wurde sie ein Stück nach vorne gebracht, sinnvoll entwickelt und modernisiert? Oder gab es Stillstand ohne Ende? 

Zum Weiterlesen: https://meedia.de/2022/12/21/das-plant-springer-chef-mathias-doepfner-fuer-2023/

Über AachenNews.org

Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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Eine Antwort zu Tageszeitungen im Umbruch

  1. Linda Schrey schreibt:

    Danke für Ihre ganz persönliche Einschätzung, die ich teile. Ich genieße es Zeitungen zu lesen und zwar im Papierformat.
    Allerdings erhoffe ich mir von der Zusammenlegung der beiden Tageszeitungen in Aachen eine Verbesserung der journalistischen Beiträge. Ich kaufe seit geraumer Zeit weder die eine noch die andere Ausgabe. Als ehemalige regelmäßige Leserin der Nachrichten habe ich erlebt, dass das eigenständige Profil komplett verloren gegangen ist. Das ist wirklich schade. Ich hoffe daher auf Besserung und werde sicher im Januar mal eine Zeitung kaufen.

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