
Man kann es kaum fassen, es ist geschafft: Die CDU ist im Rat der Stadt Aachen nicht mehr die stärkste Partei (erstmals seit Ende des 2. Weltkriegs) und stellt auch nicht mehr den Oberbürgermeister. Chefin der Verwaltung ist jetzt Sibylle Keupen, die in Windeseile eine Art Bürgerbewegung zu ihren Gunsten auf die Beine stellte, und die getragen von immer mehr Unterstützer*innen ins Rathaus gelangt ist.
Erstmals seit über 700 Jahren steht im Rathaus eine Frau an der Spitze. Das ist ein Erdbeben im politischen Aachen.
Dass dies im immer schon erzkonservativen Aachen einmal möglich sein würde, wer hätte das jemals gedacht? Hier, wo dem Papst der Karlspreis verliehen wird, wo den Autos auf den Straßen immer bei weitem der meiste Platz eingeräumt wird, wo einem progressiven Museumschef übelst mitgespielt wird, und wo die Vorliebe der Bürgerinnen und Bürger fürs Fahrradfahren immer ignoriert wird. Und noch so vieles im Argen liegt.
Fast 70 Prozent (67,4 %) aller Stimmen für Keupen, und das in der Stadt von Ministerpräsident Armin Laschet, das muss man erst mal realisieren. In Düren wurde auch – was für ein Glück – der CDU-Kandidat Thomas Floßdorf nach Hause geschickt. Er dachte, er könnte als Mann, der seine Partnerin einst würgte und schlug, Bürgermeister von Düren werden. Kapitaler Irrtum. In Monschau wird mit 51,7 Prozent der Stimmen ebenfalls eine Grüne Bürgermeisterin. Silvia Mertens löst Margareta Ritter (CDU) ab, der zum Sieg nur 203 Stimmen fehlten.