Das Presseamt schickte uns heute eine Meldung von einem interessanten Perspektivwechsel. Das Experiment sollte Nachahmer finden.
Die Aachener Stadtbaurätin Frauke Burgdorff und der Fahrschulinhaber Ralf Dovermann hatten sich zu zwei speziellen Rundfahrten getroffen. Zum einen ging es mit dem Rad über den Grabenring, zum anderen mit einem großen Lkw über den Alleenring.
Für Dovermann war die Radtour mit Burgdorff auf dem vielbefahrenen Grabenring und durch die Innenstadt ein besonderes Erlebnis. Und Frauke Burgdorff lenkte einen 18,75 Meter langen Mercedes-Lkw mit 40 Tonnen zulässiger Gesamtmasse unter Anleitung von Dovermann über den Alleenring.
Das Thema der Aktion: der Perspektivwechsel im Straßenverkehr. Was erlebt jemand, der mit dem Rad oder mit dem Lkw in der Stadt unterwegs ist?
Zunächst starteten Burgdorff und Dovermann am Theaterplatz zu einer Radtour. Der versierte Autofahrer meinte: „Solche Aktionen sollten wir noch viel öfter anbieten.“ Ihm habe der unmittelbare Wechsel aufs Fahrrad die gesamte Situation im Straßenverkehr nochmal ganz deutlich vor Augen geführt.
„Ich habe jetzt noch weiche Knie“, sagte Frauke Burgdorff, nachdem sie den Lkw nach der Tour wieder entstiegen war. Der Verkehr sehe aus dieser hohen Perspektive ganz anders aus. „Radfahrerinnen und Radfahrer flitzen um einen herum, Fußverkehr quert die Fahrbahn und die Autos fahren vor und hinter einem mit.“ Sie sei sehr beeindruckt, meinte die Dezernentin, und habe großen Respekt vor denen, die diese riesigen Gefährte tagtäglich bewegen. Es sei ganz sicher eine große Herausforderung, das ganze Geschehen um einen herum im Blick zu behalten.
Dovermann zeigte sich beeindruckt von der Entschlossenheit, mit der Burgdorff den Lkw führte. „Sie hat das super gemacht. Ich bin sicher, dass dieser direkte Umstieg zwischen den Verkehrsmitteln bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird.“ Dieses Verständnis füreinander wünscht sich der Fahrschullehrer oft, wenn er in seinem Beruf erlebt, wie wenig sich die einzelnen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer in andere Verkehrsarten hineinversetzen können.
Die Idee für den Perspektivwechsel im Rahmen der Aktion „Achtsam unterwegs für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr“ war im März 2020 bei der ersten Aachener Verkehrssicherheitskonferenz unter dem Motto „Liebe braucht Abstand“ entstanden. Dovermann nahm als Bezirksvorsitzender des Fahrlehrerverbandes Nordrhein an der Konferenz teil.
Und Burgdorff forderte ihn damals auf, gemeinsam mit ihr den Verkehr aus der Perspektive von Radlerinnen und Radler zu erleben. Dovermann erwiderte: „Klar, ich bin dabei. Aber nur, wenn Sie im Anschluss mit mir Lkw fahren!“ Das ließ sich die Dezernentin für Bauen und Verkehr offenbar nicht zweimal sagen.
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Frauke Burgdorff gilt in der Fachwelt als besonders kompetent, wenn es um städtische Baupolitik und Gemeinwohl geht. Sie wurde jüngst in einem Podcast befragt, und um sie und ihre Vorstellungen von Städtebau und was sie für Aachen (mit uns allen) plant kennenzulernen, lohnt sich das Anhören der halbstündigen Podcastfolge.
Die Erfahrungen von Frau Burgdorff im LKW werden sehr wortreich ausgeführt. Die Erfahrung von Herrn Dovermann auf dem Fahrrad sind leider nur äußerst knapp beschrieben. Schade. Das gibt ein gewissen Ungleichgewicht.
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