Journalist Bernd Müllender setzt Aachen ein Denkmal

Das neue Buch von Bernd Müllender erscheint passend in den Farben der Stadt.

„Ach, Aachen!“, so seufzt der Journalist Bernd Müllender und präsentiert unter diesem Titel auf sage und schreibe 383 Seiten Geschichten aus und über Aachen. Heute (21. 06.) um 19.30 Uhr liest er auf Gut Branderhof aus seinem neuesten Buch. 

So eine Lesung mit Bernd Müllender ist ja allein schon eine muntere Angelegenheit, aber man muss auch viel lachen, wenn man die Texte still für sich liest. Der Mann hat wirklich Humor. Zum Beispiel, wenn es auf Seite 333 um den Aachener Fastelovend geht, dem er in Teilen ein „hohes alltagssexistisches Niveau“ bescheinigt. Müllender zieht dumme Humorritter durch den Kakao, er spottet ohne Ende und erfindet Ausdrücke wie Humptata-Establishment und Zotenzunft. 

Aus fünf Jahrzehnten stammen die Texte, alle sind aus der Feder von Bernd Müllender und es wert, mit zum Teil großem zeitlichen Abstand neu gelesen zu werden. Was waren das für Zeiten, als plötzlich unvorstellbar reiche Scheichs Aachens Hochleistungs-Klinikum entdeckt hatten und sich samt Falken und Leibgarde im Quellenhof einquartierten!

Aachen und der Sport, das ist in jeder Hinsicht ein Kapitel für sich, oder die Tests von sechs „Frittenverköstigungsorten“, wo es unter anderem um „Knusprigkeit“ und „schwarze Stellen“ geht. Sehr amüsant. Erinnerungen werden wach, als Müllender einmal in Aachen als keuchender taz-Reporter den späteren Außenminister Joschka Fischer buchstäblich laufend interviewte. 

Erstaunlich, wie viele interessante und außergewöhnliche Personen der Autor in Aachen im Laufe der Jahre aufgestöbert hat, vom Pralinentester bei Lindt & Sprüngli bis zur mit 14 Jahren aus Russland ausgewanderten Comedian. Damit man den Zusammenhang versteht, in dem die Texte jeweils entstanden, gibt es kurze Einführungen und Zwischentexte. Die sind hilfreich.

Ernste Themen werden ernst behandelt, zum Beispiel das Erbe der Nazizeit. Da geht es um den berühmten RWTH-Professor Schwerte, der als Nazi eigentlich Schneider hieß und sich nach dem Krieg erfolgreich eine neue Identität verpasste. Oder um das traurige Schicksal eines Wehrmachtdeserteurs, der sich outet. Das schräge Verhältnis der Aachener zu den Nachbarn in Belgien und Holland hat den Autor im Laufe der Jahre immer wieder zu journalistischen Glanzleistungen herausgefordert. Alles zu finden in seinem neuen Buch. 

Wer heute um 19.30 Uhr (Einlass: 18.30 Uhr) die Lesung verpasst, kann das Vergnügen am 23. August nachholen. Da ist Müllender ab 19.30 Uhr in der Buchhandlung am Markt in Aachen-Brand zu Gast. 

***

Jetzt neu: „Ach, Aachen!“ – Ansichten, Aussichten, Ameröllche und Amerölle. Texte aus 40 Jahren über eine liebenswürdige und manchmal seltsame Stadt. Eifeler Literaturverlag 2022. Kosten: 15 Euro. 
Für mehr Infos hier klicken: www.gutbranderhof.de

Erst Ende 2021 ist erschienen: „Die Zahl 38.185“ – Ein Fahrradroman aus der Autostadt Aachen. Eifeler Literaturverlag 2021. Darin geht es um die Verkehrswende, aus der – nach der korrekten Einschätzung des Autors – in Aachen „eine Art Straßenkampf um jeden Quadratmeter Asphalt“ geworden ist. 

Über AachenNews.org

Ich bin Journalistin und Bloggerin.
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