Was für eine Woche! Putin ruft den Kriegszustand in den von Russen besetzten Gebieten aus. Macht das einen Unterschied? Macht das Sinn? – Die englische Premierministerin Liz Truss ist gerade mal 45 Tage im Amt und macht in dieser Zeit schon so viele Fehler, dass sie zurücktreten muss. Schneller weg als ein Kopfsalat braun wird, spekulierte eine Zeitung (Daily Star). Das Gemüse hat klar gewonnen.
So schnell wie sie war noch keine*r weg vom Fenster. Moment, keiner? Wenige Tage dauerte auch die Amtszeit von Thomas Kemmerich, Ministerpräsident a. D. von Thüringen. „Wochenlang regieren, das soll kurz sein?“, fragt sich der aus Aachen stammende Kemmerich angesichts von Truss wahrscheinlich gerade.
„Bye, Bye @trussliz“ schreibt der russische Politiker Dimitry Medvedev auf Twitter und „congrats to lettuce“ (Glückwunsch dem Kopfsalat). Das findet Tesla-Chef Elon Musk witzig und fragt nun seinerseits via Twitter den Russen, wie es denn so läuft in Bakhmut? (sehr schlecht) Medvedev antwortet: „See you in Moscow on the Victory Day“. Woraufhin ganz Twitter nahezu explodiert vor lauter humorvollen Bemerkungen über Moskau, den Roten Platz, wer dort bald eine Siegesparade feiern wird und wer dazu nicht eingeladen wird (weil er schon mit seinem Kumpel Putin auf dem Weg nach Den Haag ist).
So hat man erstaunlicherweise in diesen Tagen als Twitterin noch was zu lachen.
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Zurück nach Aachen: Dort war nach der jüngsten Sitzung des Wohnungs- und Liegenschaftsausschuss dem Betreiber einer Weihnachtsmarkt-Hütte gar nicht zum Lachen zumute. Der Fleischer aus der Hartmannstraße erhält in diesem Jahr nicht schon wieder eine Genehmigung für seine „Hütte 16“. Diese „Hütte“ wurde mehrere Jahre im Elisengarten aufgestellt mit einer Genehmigung, die in Abstimmung mit dem vorigen Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU) erteilt wurde. Sie durfte zur Überraschung vieler Aachener Wirte da Speis und Trank servieren, wo zuvor und außer ihm nie eine Weihnachtsmarktbude stehen durfte. Ein exquisiter Platz, „ein Wettbewerbsvorteil“, wie ein Politiker im Ausschuss unwidersprochen sagte.
In der Verwaltungsvorlage heißt es unmissverständlich, die Erlaubnis sei „in Abstimmung mit dem damaligen Oberbürgermeister“ erteilt worden. Da jetzt von „Vetternwirtschaft“ zu sprechen, das ist natürlich total bescheuert und an den Haaren herbeigezogen. Das machen nur Vollidioten, die keine Ahnung haben, was in Aachen wirklich los ist und die vor allem nicht wissen, wie dringend nötig die Innenstadt eine Aufwertung durch attraktive Bretterbuden hat.
Die Erlaubnis sei verweigert worden wegen rechtliche Bedenken, „weil die Solitärstellung des Standes den Betreiber einseitig bevorzugt“, so teilt der Fachbereich Kommunikation und Stadtmarketing wörtlich mit. Die Bude und die Sondergenehmigungen gibt es seit 2014 und schon 2022 hat man die einseitige Bevorzugung bemerkt. Wahnsinn, so schnell geht das.
Aber jetzt wechseln wir hier mal lieber flott das Thema, sonst zerren uns die Hüttenfreunde noch vor Gericht. Sowieso fühlen sich in dem Fall genau die Falschen verunglimpft und auf den Schlips getreten.
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„Mehr als 100.000 Kita-Plätze fehlen“ in NRW, das schreiben diese Woche die Zeitungen. In ganz Deutschland sei der Mangel eklatant. Zu wenig Kita-Plätze, zu wenig Personal: Das gefährdet die frühkindliche Bildung. Aachen ist natürlich betroffen. Kein Platz in einer Kita zu bekommen, das bedeutet, jemand steht dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Kann man sich beim derzeitigen Fachkräftemangel eigentlich nicht leisten.
Das Kita-Helfer-Programm und die Beschäftigung von Seiteneinsteigern sollen in Aachen die Krise entschärfen. Die Grünen in Berlin machten jetzt den Vorschlag, die Elternzeit für Mutter und Vater (für beide) auf je 8 Monate auszuweiten und dann noch um weitere 8 Monate zu verlängern, die beide sich aufteilen können wie sie wollen. Damit wären sicher viele Kleinkinder versorgt, sie blieben einfach bei einem Elternteil zu Hause. Ob die Arbeitgeber damit glücklich wären, darf allerdings bezweifelt werden.
Die Fraktion DIE Zukunft im Rat der Stadt hat die Problematik in ihrem 10. Nachrichtenüberblick erwähnt: https://youtu.be/eVKbTOPcIsA .
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Erst diese Woche haben wir von der Insolvenz des Generalunternehmers Harfid GmbH erfahren. Angeblich ruht der Baubetrieb. Blue Gate, das sind 300 Appartements für Studierende, ein Hotel, Geschäfte, Büros und Gastronomie. Alles wird nicht – wie geplant – dieses Jahr noch fertig, sondern erst im Herbst 2023. Hoffentlich. Das gigantische Bauvorhaben war bisher schon mehrfach in Schwierigkeiten geraten. Zum Weiterlesen: Großbaustelle am Hauptbahnhof.
Was war noch diese Woche los? Der Mangel an Wohnungen nimmt immer schlimmere Formen an. Gleichwohl können längst geplante Bauten nicht realisiert werden – wegen unüberschaubarer Kostensteigerung im Baugewerbe: Lindt baut vorerst nicht auf einem Stück vom Bendplatz; auf dem Tankstellen-Grundstück Ecke Lochner/Junkerstraße entstehen die geplanten 71 Wohnungen nicht; der Erweiterungsbau der Stadtverwaltung an der Lagerhausstraße wird auf Eis gelegt und die 4. Gesamtschule bleibt 4-zügig, wird nicht 8-zügig, was an nicht vorhandenen Schüler*innen liegt.
Für die gute Laune zwischendurch. Etwas Musik. Es schmerzt nämlich, die britische Innenpolitik zu verfolgen. Man fragt sich, wie es in einem kulturell und intellektuell so gut aufgestellten Land so weit kommen konnte.