
Die Debatten um die Lütticher Straße* sind noch in vollem Gange, da steht heute im zuständigen Politiker-Gremium (ab 17 Uhr im Eurogress) schon der nächste Zankapfel auf der Tagesordnung. Punkt 14 und 14a: Radweg entlang der Lintertstraße – als Teil der Rad-Vorrang-Route Brand.
Die Lintertstraße war auch im Rathaus schon Gegenstand von hitzig geführten, teil-öffentlichen Beratungen. Aber dort hieß es, als ich mir die Meinungen der Parteien zu dem Projekt anhören wollte: Der Saal ist voll, mehr als 30 Personen dürfen nicht rein. Der Saal ist in der Tat – wegen der Pandemie – eigentlich für 30 Personen schon zu klein.
Jetzt gibt es also Beratungen im Eurogress. Auch dort geht es um eine Protected Bikelane, was nichts anderes bedeutet, als dass vom Straßenraum der Platz für einen Radweg mitsamt baulichen Trennelementen zur Fahrbahn hin abgezwackt werden muss. Alles in allem 3 Meter mindestens (Beide-Richtungen-Radweg). Das kostet natürlich Parkplätze, die Fahrbahn kann man schließlich nicht schmaler machen.
Mehrere Varianten stehen zur Diskussion, aber 53 Parkplätze wären mindestens futsch. Es sei denn man findet Platz für eine dieser Quartiersgaragen, die in anderen Städten jetzt immer öfter zu sehen sind. Von der Errichtung einer Quartiersgarage ist aber – soweit jetzt zu erkennen ist – bezüglich der Lintertstraße nicht die Rede.
„Eine Unverschämtheit“ und „bodenlose Frechheit“ sollen CDU-Vertreter schon den Hinweis genannt haben, es seien doch genug Garagen und Stellplätze in benachbarten Straßen vorhanden. Eine Studie will das herausgefunden haben.

Doch ein Radweg muss her, so oder so. Anwohner, die behaupten, es seien dort nur selten mal Radfahrer*innen unterwegs sollen sich mal fragen: Warum meiden Radfahrer die Straße?
Eben weil sie ohne Radweg viel zu gefährlich ist. Aachen braucht aber Radwege, auf die sich auch etwas ängstliche, ältere Zeitgenossen trauen. Sie sollen ihre Pkw stehen lassen und aufs Fahrrad/Pedelec umsteigen können, wenn sie unbedingt wollen.

s. auch zwei drei Leser*innen-Kommentare
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*Die Online-Debatte um die Lüttcher Straße kann hier angesehen und mitverfolgt werden. Sie dauerte zweieinhalb Stunden und zog phasenweise über 300 Aachener*innen in ihren Bann.
Sie vermittelte viele Erkenntnisse und enthält auch im Chat jede Menge Kommentare von Aachener*innen. Man sieht außerdem, wie die Lütticher Straße einmal aussehen könnte.
Mehrere Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung haben sich echt Mühe gegeben, auf die Bedenken der Anwohner*innen einzugehen und Fragen zu beantworten. Sie wurden am Ende zu Recht gelobt.
Lintertstr. bis Adenauer das ist ein sehr Gefährliches! Teil. Ich hab dort schon 2 gefährliche Unfälle gehabt!
Bin durch Bürgersteig von St. Katarina nach unten gefahren und plötzlich mein Vorderrad ist in ein Loch in veraltetem Asphalt gefallen, das Lenkrad hat sich um 90° umgestellt, und ich bin in die Luft ausgesprungen und landete auf dem Fahrrad mit dem Lenkrad im Bauch! Auf der Strasse kann mich ein rasant fahrendes Auto jederzeit anfassen – danach geschähe das, was auf dem Hansemannplatz passiert ist.
Also braucht man unbedingt eine Fahrrad-Fahrer-Lösung. Geschädigte F.Fahrerin aus Driescher Hof. Mfg.
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Ein Radweg ist doch bereits vorhanden, den sich Fußgäner und Radfahrer teilen und gut zurechtkommen. Hier geht es doch nicht nur um den Wegfall von mindestens 53 Parkplätzen, (bei absoluter Parklatznot) doch auch um die Fahrbahenverlegung, die stadtauswärts näher an die Häuser gelegt werden soll und dies bei einer Kreisstraße bei km/h 50 und in Spitzenstunden mit ca. 1000 gezählten Fahrzeugen! Dies geht zu Lasten der Lebensqualität der dort wohnenden Menschen. Man sollte doch die Verhältnismäßigkeit nicht aus den Augen verlieren und nicht einen tollen Radweg für 40 Radfahrer (in Spitzenzeiten gemessen) schaffen und billigend Wohnqualität vieler Anwohner dafür opfern.
Eine tolles Radnetz kann man nicht erzwingen, wenn es der bauliche Zustand nicht zulässt. Hier sollten nicht die Interessen der Einen gegen die Interessen der Anderen ausgespielt werden.
Wenn sogar die Überlegung im Raum stand sämtlichen alten Baumbestand (Lebensqualität für alle Anwohner) zugunsten des Radweges zu fällen, dann komme ich schon ins Grübeln.
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Ein Weg für Fahrräder ist vorhanden – Mir reicht dieser absolut aus. Dazu verläuft die Strasse, wie im Artikel erwähnt parallel zur Trierer Strasse, welche eine breitere Farbahn für Fahrradfahrer anbietet.
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Noch zum Thema Garagen, die es überall in Aachen (auch im Wohngebiet nördlich der Lintertstraße) zuhauf gibt: Die Autos, die dort eigentlich reingehören, stehen meist auf der Straße. Viele heutige Autos (SUVs) passen auch schlicht nicht mehr rein… Stattdessen stehen ungenutzte Fahrräder, Gartenmöbel, dicke Weber-Grills und Gerümpel in den Garage. Ist doch eigentlich eine unzulässige Nutzung, oder?!
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Also ich befahre regelmäßig die Lintertstraße mit dem Fahrrad, oftmals auch mit meiner dreijährigen Tochter als Mitfahrerin. Es ist absolut notwendig, dort eine PBL zu schaffen. Auf dem kombinierten Geh-/Radweg fahren ist keine Option, da dort oft Fußgänger unterwegs sind und die Zugänge zu den Häusern nah sind. Sehr viele Autofahrer*innen haben immer noch nicht verstanden, dass es wichtig ist, mind. 1,5m Abstand zum Fahrrad zu halten und empfinden Radfahrer*innen offenbar als nicht gleichwertige Verkehrsteilnehmer*innen.
Natürlich muss es gleichzeitig eine Stärkung des ÖPNV, mehr Carsharing-Angebote und letztendlich auch mehr Nahversorgungsmöglichkeiten in Forst geben, wenn Parkplätze wegfallen. Cambio eröffnet übrigens gerade eine weitere Station in Forst, am Guten Freund. Hier tut sich also was, hoffentlich bald auch rund um die Forster Linde.
Trotzdem, auch wenn es viele Menschen nicht wahrhaben wollen: Es kann in der Stadt nicht mehr so viel Raum fürs Auto geben. An einen notwendigen Wandel ihres Lebensstils werden sich auch empörte CDU-Politiker*innen gewöhnen müssen.
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