Karlspreis doch nicht überflüssig

Maria Kalesnikava (vertreten durch ihre Schwester), Swetlana Tichanowskaja und Veronica Tsepkalo (Mitte) sind die 63. Trägerinnen des Internationalen Karlspreises zu Aachen. Nach der Preisverleihung mit Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen (l.) und dem Vorsitzenden des Karlspreisdirektoriums Dr. Jürgen Linden (r.). Fotos:Stadt Aachen/Andreas Herrmann
Den öffentlichen Schlusspunkt setzte das gemeinsam gesungene Lied „We shall overcome“. Dabei bildeten zahlreiche Menschen gemeinsam ein überdimensionales „Peace“-Zeichen auf dem Katschhof.

Alle Achtung! So viel lobende Resonanz auf eine Karlspreisverleihung gab es selten. Wir konnten nicht persönlich anwesend sein bei der Verleihung, freuen uns aber sehr. Gerade weil wir in den Jahren zuvor so oft gehört haben: „Karlspreis? Völlig überflüssig. Irgendwelche alten Männer zeichnen andere alten Männer aus, die ihren Job gut gemacht haben.“

Dabei sind solche Preise wie der Karlspreis eine gute Sache. Im besten Fall (wie dieses Jahr) erinnern sie an Menschen, die für ihre Arbeit, für ihr politisches Engagement im Gefängnis sitzen und schon fast dabei sind, vergessen zu werden. Investigativ-Journalist Julian Assange geht es so und Maria Kalesnikava könnte es bald ebenso ergehen. Sie wurde zu über 10 Jahren Haft verurteilt.

Gäbe es die Preisvergabe nicht, könnte das Schicksal dieser mutigen Frau in Vergessenheit geraten. Der Karlspreis ist allerdings auch wichtig, weil diejenigen, die ihn bekommen – 2022 die drei belarussischen Aktivistinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronica Tsepkalo und Maria Kalesnikava – ermutigt werden, sich weiter für Demokratie und Menschenrechte und für ein vereintes und freies Europa einzusetzen. Der Preis sagt: „Gut gemacht. Und mach weiter so.“

Der Karlspreis ist zum Glück im Laufe der Jahre so prominent geworden, dass er von einer breiten Öffentlichkeit beachtet wird. Und dieser Öffentlichkeit wird vermittelt, wer das ist, der/die in der politischen Szene Europas geschätzt wird, wen man für mutig und ideenreich, friedlich und intelligent hält. Der Karlspreis kann in der Öffentlichkeit wie ein moralischer Kompass wirken. Er sagt immer: „Diese Person finden wir vorbildlich, bitte orientiert euch an ihr.“ 

Wenn man bedenkt, wie lange und intensiv das Karlspreis-Direktorium prüft, ob die infrage kommende Person auch wirklich preiswürdig ist, müssten eigentlich Fehlgriffe ausgeschlossen sein. Man kann ziemlich sicher sein, dass wenn man sie in ihrer politischen Arbeit unterstützt, man alles richtig macht. 
Denn allein Preise zu vergeben, dabei sollte es nicht bleiben. Man sollte sich zur Unterstützung aufgefordert, ja sogar verpflichtet fühlen. Das ist schwerer als einfach nur zu Hause rumzusitzen und froh zu sein, dass Aachen dieses Jahr eine gute Wahl getroffen hat.

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In mehreren Podcasts war der Karlspreis Thema: zum Beispiel hier

Karlspreisträgerin in der Tagesschau, hier zu sehen und zu hören

Lesenswerter Bericht in der Süddeutschen, hier gefunden

Im Deutschlandfunk Kultur sprach Bascha Mika unter anderem über den Karlspreis

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Hier mal wieder etwas Musik (aus Bukarest, Hauptstadt von Rumänien)

Über AachenNews.org

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